
Heute hat’s nur geregnet, nicht schlimm aber ununterbrochen. Trotzdem wollte ich mich nicht den ganzen Tag nach drinnen verkriechen. Wenn ich schon mal hier war, wollte ich doch auch was sehen. Also habe ich mich wieder per KakaoTaxi-App aufgemacht zum Westin Josun Hotel am unteren Ende des Haeundae-Beach. Dort befindet sich der Eingang zum Dongbaekseom-Park. Dongbaek war früher mal eine Insel, ist aber mit der Zeit mit dem Festland zusammengewachsen. Trotzdem wird sie immer noch Insel genannt (seom). Dongbaek bedeutet übrigens übersetzt Kamelie. Die Insel ist voll davon, nur blühen die hübschen Dinger halt zwischen Dezember und März und nicht jetzt im Oktober. Also würde ich wohl heute nicht so viele Farbkleckse in der verregneten Landschaft zu Gesicht bekommen. Ach doch, mein Schirm ist knallrot! Und irgendwie leuchtete darunter die ganze Welt etwas wärmer.
Choi Chi-Won Statue und Pavillon
Als erstes stieg ich auf den höchsten Punkt der Insel hinauf, nicht um zu Choi Chi-Won zu kommen. Von dem Herrn wusste ich noch gar nichts. Ich wollte nur endlich weg von all den Leuten. Denn trotz des Schmuddelwetters waren unangenehm viele Leute hier unterwegs. Bloss da hinauf wollte offenbar niemand. Also bin ich vom Hauptweg nach links abgebogen und den recht steilen Weg hochgekraxelt. Ich hab geschnauft wie ein altes Walross, aber egal, ich wollte endlich ein bisschen für mich sein, um mich auf meine Umgebung einlassen zu können.







Ich war nicht ganz allein hier oben. Ein anderer Tourist und eine alte Katze hatten ebenfalls den Weg hier herauf gefunden. Der Tourist wollte wohl ebenfalls alleine sein, denn er hielt sich immer schön brav auf Distanz. Und die alte Katze hatte sich die einzige Bank zum schlafen ausgesucht, die vom Regen abgeschirmt war. Ja, klar! Wie denn auch nicht! Ich liess ihr den Platz. Ich hatte ja einen Schirm…
Choi Chi-Won war übrigens ein Philosoph der späten Silla-Periode, welcher angeblich dem berühmten Haeundae Beach seinen Namen gab. Haeun war auch sein Pseudonym als Schriftsteller.
Dann spazierte ich wieder runter zum Nurimaru APEC House. Das interessierte mich zwar nicht wirklich, die Aussicht dafür umso mehr.

Das da hinten ist übrigens die Gwangan-Brücke von der anderen Seite… Das heisst, dahinten wohn ich irgendwo…

Und dann stand ich plötzlich vor dem hübschen kleinen Leuchtturm. Oh wie herrlich, einfach keine Leute. Nur der Wind und Meeresrauschen. Ja, und der Regen. Deswegen waren wohl auch plötzlich alle Leute verschwunden.


So und hier hätte es nun spätestens zum Coastal Trail gehen sollen. Aber der war gesperrt. Also bin ich den ganzen Weg wieder zurück und von der anderen Seite her heraufgekommen, bis auch hier alles abgesperrt war. Aber ich kam bis zur kleinen aber wunderschönen Hängebrücke.


Und auch von der Küstenlinie bekam ich doch noch was mit.


Herrlich, diese unbändige Wildnis gleich ein paar Meter neben der alles verschlingenden Zivilisation.


Hwangok
Und dann sah ich sie, die kleine Meerjungfrau! Ja die gibt’s auch hier in Korea. Und auch ihre Geschichte ist eine traurige. Sie verzehrte sich angeblich nach ihrer Heimat Narandaguk. Und so sass sie nach der Heirat mit ihrem Prinzen Eun-Hye zu jeder Vollmondnacht auf einem Felsen im Meer und blickte in eine Topaz-Kugel, worin sie ihre Heimat sehen konnte. Naja, unsere kleine Meerjungfrau hatte ein viel traurigeres Ende genommen. Da hatte es Hwangok doch richtig gut. Sie hat beides gekriegt: Ihren Prinzen und einmal im Monat einen Blick auf ihre Heimat. Von Hans Christian Andersens Kleiner Meerjungfrau bliebt nichts übrig ausser Meeresschaum. Und den Prinzen hat sie auch nicht gekriegt. Warum können Meerjungfrauen, so es sie denn gibt, nicht einfach glücklich sein? Es gibt diese Sagen überall auf der Welt. Und immer enden sie mehr oder weniger traurig…



Ach übrigens, noch eine Bemerkung so ganz nebenbei: dieses zarte Wesen wiegt ganze 4 Tonnen!
Haeundae Beach




Den Koreanern scheint der Regen nichts auszumachen. Dann steigen sie halt mit Schirm in die Fluten.





So, und jetzt hatte ich endgültig genug von all der Nässe rundherum… Wieder bestellte ich mir ein Taxi, das schon zwei Minuten später vor mir erschien und mich zu meinem Apartment zurückbrachte. Mir macht KakaoTaxi richtig Spass. Und hier ist das auch noch bezahlbar…