
Nachdem wir uns kaum von Sevilla losreissen konnten und viel zu spät dort weggekommen waren, erreichten wir die Grenze zu Portugal erst bei Dunkelheit. Und irgendwie war uns so, als hätten wir nicht einfach durchfahren sollen. Da war ein Schild, welches Ausländer darauf hinwies, an einem Zahlhäuschen oder so ähnlich anzuhalten. Aber in der Dunkelheit hatten wir das zu spät gesehen. Das heisst, wir konnten uns nicht rechtzeitig dazu entschliessen, zu bremsen und da rauszufahren. Also sind wir wohl etwas dümmlich aus der Wäsche blickend einfach weitergefahren.



Am nächsten Tag ging’s erstmal auf Entdeckungstour durch Faro und auf einen kleinen Ausflug zur Ilha Deserta. Eigentlich merkt man gleich nach dem Grenzübertritt, dass man sich in einem anderen Land befindet. Spanien hat zwar auch seine kaputten Ecken, aber im Grossen und Ganzen wirkt es immer noch sehr herrschaftlich und gediegen. Portugal dagegen ist die allgegenwärtige Geldnot überall anzusehen. Dennoch sind die Städte und Dörfer herausgeputzt, alle gar zu hässlichen Flecken hübsch übertüncht mit Farbe oder Blumenranken oder beidem. Aber was mich am meisten begeistert hat in Portugal, ist die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen. Obwohl die Einheimischen hier wohl längst genug haben mussten von den Touristenströmen des vergangenen Sommers, war jeder einzelne Kellner, Ladenbesitzer, Ramschverkäufer etc. etc. immer noch freundlich und zuvorkommend zu jedem Kunden.
Auch in der Hafenstadt Faro, administratives Zentrum der Region Algarve, haben wir uns sehr wohl gefühlt. Das süsse kleine Städtchen ist wohl eher ruhiger als andere Orte an der Algarve-Küste, da hier die Touristen zwar via internationalem Flughafen ins Land strömen, sich aber schnell per Shuttle in ihr gebuchtes Hotel in den angesagten Hotspots verfrachten lassen. Vielleicht hat mir gerade deshalb dieses Städtchen so sehr gefallen. Etwas verschlafen und verträumt wirkend, lädt Faro zu wunderschönen Spaziergängen ein.





















So und damit hätten wir die Tour durch Faro auch schon erledigt. Faro ist klein und schnuckelig. Es gäbe sicher noch mehr zu sehen, aber wir hatten eine Bootstour zur Ilha Deserta gebucht. Und die Abfahrt zur Mittagszeit wollten wir auf keinen Fall verpassen.
Erst ging es per Motorboot durch das Naturschutzgebiet Ria Formosa. Dank des vogelkundigen Guides durften wir auf der Fahrt durch die Lagune viel über die hiesige Vogelwelt und deren Lebensraum erfahren. Gesehen haben wir allerdings ausser ein paar gewöhnlichen Möwen nichts.



Immer weiter fuhren wir durch die Lagune auf’s offene Meer zu. Und Ein Blick zurück verriet uns, wie ganz anders Faro aus der Ferne aussieht.





Der Eingang zur Lagune wird durch zwei Inseln gebildet. Auf der einen Seite liegt die Ilha do Farol, deren Name unschwer erkennbar vom dortigen Leuchtturm herrührt.


Und gleich gegenüber liegt die Ilha Deserta, eigentlich Ilha da Barreta. Hier gibt’s ausser Naturschutzgebiet, einem etwas überteuerten Restaurant, ein paar Fischerhütten und viel viel Sand nichts, weshalb wohl der Name Deserta besser ankommt als Barreta.
Hier war die geführte Bootstour zu Ende, und wir erklommen die steile Treppe von der Anlegestelle hinauf in eine unerwartet paradiesische Wunderwelt. Neugierig stiefelten wir über den rund um das Naturschutzgebiet führenden Holzsteg und bewunderten die faszinierende Wüstenlandschaft. Wir assen eine Kleinigkeit im einzigen Restaurant und genossen danach einen langen Spaziergang am endlos scheinenden Sandstrand. Wie wundervoll, hier in Europa einen so einsamen Flecken Erde zu finden. Ich weiss, das ist nicht jedermanns Sache. Aber ich liebe diese stillen, weniger besuchten Orte inmitten all des Trubels.








Zurück nach Faro gelangten wir mit der Fähre, welche hier regelmässig verkehrt. Wer keine geführte Bootstour buchen will, kann auch einfach mit der Fähre hier herüber schippern.
Entspannt und in Gedanken noch weit draussen auf dem Meer, machten wir uns von Faro aus auf den Weg, die wild-romantische Algarve-Küste zu erkunden…