
Schon etliche Male wollte ich dieses Kleinstädtchen in den Bergen Andalusiens besuchen, aber nie hat es geklappt. Entweder lag es zu weit abseits der geplanten Route oder der Tourbus war bereits ausgebucht oder sonst etwas ging schief. Dieses mal jedoch wollte ich mich durch nichts davon abbringen lassen. Wir verliessen also Córdoba und gondelten schon bald durch die wildromantische Naturlandschaft Andalusiens, welche sich auch nicht durch die immer wieder auftauchenden Windparks mit den monströsen Windrädern verschandeln liess. Immerhin kämpfte schon Don Quixote gegen Windmühlen, also gehören diese Dinger eben irgendwie zu Spanien dazu.



Und dann endlich tauchte das erste der berühmten „Weissen Dörfer“ Andalusiens auf. In die Berghänge geschmiegt, passte es sich so sehr der Umgebung an, dass es kaum auszumachen war.


Voller Vorfreude kamen wir unserem Ziel Ronda immer näher. Wir hatten uns im Vorfeld das gleich an der Hauptdurchfahrtsstrasse gelegene Parkhaus „Martínez-Astein“ herausgesucht, um unser Auto im neueren Teil der Stadt ( El Mercadillo) stehen lassen und die Altstadt (La Ciudad) zu Fuss besuchen zu können. Keine zehn Pferde hätten mich mit Auto in die engen, verwinkelten Gassen der Ciudad gekriegt. Dementsprechend froh war ich dann auch, als wir die Tiefgarage gleich auf Anhieb fanden und unseren Wagen sicher abstellen konnten. Wie’s von dort aus weitergehen sollte, fragten wir uns nur einen kurzen Moment. Denn kaum hatten wir das Parkhaus verlassen, wurden wir von dem riesigen Besucherstrom mitgezogen, der unbeirrt auf die Puente Nuevo zuhielt. Und da war sie, eine der ältesten Städte Spaniens: Ronda!

Hoch oben auf einem Felsplateau thront Ronda über der Serranía de Ronda, einer bizarren Berglandschaft in Andalusien. Wir hielten uns erst an die eine Seite der Schlucht El Tajo, um das Land, welches sich weit unter uns ausbreitete, zu bestaunen.





Dann spazierten wir nochmal auf einem etwas versteckten Weg von der Puente Nuevo weg in Richtung El Mercadillo, wo die wohl älteste Stierkampfarena Spaniens steht. Für den Bau dieser Arena ist übrigens derselbe Architekt verantwortlich, welcher auch die Puente Nuevo erbaut hat. Da ich kein Stierkampf-Fan bin, ganz im Gegenteil, und auch keine Lust hatte, stundenlang für ein Eintrittsticket anzustehen, geschweige denn dafür auch noch 7 EUR hinzublättern, haben wir den Bau bloss von aussen bewundert und uns dann schleunigst vom Acker gemacht, denn hier kann ich die Seele Spaniens überhaupt nicht verstehen…



Also ging’s schnell wieder zurück zur Puente Nuevo und hinüber zur Altstadt (La Ciudad), wo uns schon bald ein unmissverständliches Hungergefühl ins nächste Restaurant zwang.





Wir suchten uns das Duquesa de Parcent aus, dessen Terrasse hoch über der Schlucht El Tajo hängt und einen atemberaubenden Blick über die Schlucht und das dahinter liegende weite Tal bietet.





Trotz der schlechten Kritiken auf TripAdvisor haben wir hier sehr gut gegessen. Vielleicht hatten wir auch einfach Glück, da die grossen Besuchermassen der Sommermonate bereits etwas abebbten und deshalb nicht mehr endloser Stress für die Kellner und Köche herrschte. Wir sind jedenfalls nett und höflich bedient worden, und das Essen schmeckte vorzüglich. Am meisten imponierte mir das kalte Melonensüppchen mit Serrano-Schinkenfutzelchen, serviert in einem Teller mit Riesenrand und einer winzigen Vertiefung in der Mitte für die Suppe. Zugegeben, die Portionen sind recht mickrig und die Preise ganz schön gesalzen. Aber bei diesem Ambiente und dieser umwerfenden Aussicht ist das Essen nicht mehr das wichtigste…

Und dann musste ich selbstverständlich noch schnell zum View Point mit Blick auf die Puente Nuevo am hinteren Ende des Städtchens hinunterklettern, um ebenfalls das berühmte Bildchen von Ronda mit der eindrücklichen Brücke aufnehmen zu können. Der Abstieg ist nicht ganz ohne, denn die restlichen recht steilen Meter kurz vor dem Aussichtspunkt bestehen nur noch aus Sand und losem Geröll, was mir dann doch den Angstschweiss aus den Poren trieb, da ich nirgendwo mehr Halt fand und auch kein Geländer oder ähnliches zur Verfügung stand, um sich daran entlang hangeln zu können. Aber also ehrlich… alle anderen sind da ja auch unversehrt runtergekommen. Also auch ich!!! Und der fantastische Blick hinauf zur Puente Nuevo macht die Anstrengung locker wieder wett!!







Nachdem wir den mühevollen Weg zurück in die Stadt hinauf geschnauft waren, sind wir noch gemütlich durch die engen Gassen spaziert. Was war ich froh, kein Auto dabei zu haben. Um hier in den winzigen Strässchen unbeschadet die Kurve zu kriegen, braucht es Millimeterarbeit. Absolut nichts für meine Nerven.






Wieder bei der Puente Nuevo angekommen, warfen wir noch kurz einen Blick in den hinteren Teil der Schlucht, welchen wir bei unserer Ankunft in Ronda komplett ausser Acht gelassen hatten. Zu viele Menschen tummelten sich hier und versperrten den Blick. Aber jetzt, am späteren Nachmittag, hatten wir freie Sicht…













Die wenigen Stunden, welche wir hier verbringen durften, gingen viel zu schnell zu Ende. Und nur ungern machten wir uns auf den Weg zurück zur Tiefgarage, wo unser Auto auf uns wartete.
Eine Stunde später waren wir wieder „on the road“ und unterwegs nach Sevilla…