Ein Roadtrip durch Südeuropa – Sevilla, Spanien

Ein Tor zur Neuen Welt

Sevilla, die grösste der andalusischen Städte, und die schönste? Da kann ich mich nicht wirklich entscheiden. Jede der Städte Andalusiens, welche ich bisher gesehen habe, hat ihren ganz eigenen Charme. Aber alle haben diesen Kultur-Mix verinnerlicht, jede auf ihre eigene Weise. Und Sevilla hat die historisch eindrucksvollsten Geschichten zu erzählen und gleichzeitig den wohl grössten Schritt in die Moderne gewagt. Hier liegen Vergangenheit und Gegenwart scheinbar weiter auseinander, sind nicht so verwachsen wie zum Beispiel in Córdoba. Dennoch sind die Spuren der Vergangenheit allgegenwärtig.

Lasst uns doch zusammen auf Entdeckungsreise gehen:

…zwischen hier und dort liegen fast 800 Jahre… zu Fuss sind’s gerade mal 20 Minuten oder 1.9 Kilometer…

Der Blick vom Torre del Oro zu den Torres Sevilla und Triana trägt Dich durch Jahrhunderte und doch nur knapp 2 km weit. Unglaublich! Und man kann beides fühlen. Ich stehe oben zwischen den Zinnen dieses fast 800 Jahre alten Turmes gleich am Ufer des Guadalquivir. Hierher ist Columbus immer wieder zurückgekehrt und hat die Schätze, welche er den Einwohnern der Neuen Welt abgerungen hat, hergeschippert und abgeladen. Hier wurde also jahrhundertelang das Gold der Neuen Welt gelagert, daher der Name. Ich befinde mich vielleicht im Jahr 1495 und blicke ins Jahr 2019. Was für ein Erlebnis. Dieses seltsame Zusammenfliessen der Zeit, der Kulturen, der Religionen lässt sich überall in Sevilla wahrnehmen. Man muss nur einen Moment innehalten und sich für die unglaublich imposanten Eindrücke öffnen. Moderne Menschen tummeln sich auf dem Pflaster der Antike. Niemand weiss mehr, was damals hier täglich geschah, und doch lebt der Geist all der vergangenen Jahrhunderte in den heutigen Bewohnern der Stadt weiter.

Ein erster Spaziergang durch die Strassen Sevillas lässt den Reiz dieser Stadt bereits erahnen. Moderne Eleganz ist hier tief verwachsen mit Geschichte, Tradition und Kultur aus den verschiedensten Jahrhunderten. Einerseits wähnt man sich in einer glänzenden Metropole der Moderne, andererseits findet man sich unversehens mindestens 800 Jahre zurückversetzt in ein ansonsten längst vergessenes Zeitalter. So geschehen, also wir uns in den Palacio der Condesa de Lebrija verirrten. Wir sind hier kurz vor Schluss aufgekreuzt und hatten das herrliche in verschiedenen Stilen erbaute Adelshaus fast für uns allein.

Ich muss zugeben, so zu leben, hätte mir wohl auch gefallen. Was für ein herrliches Haus, wobei das Wort „Haus“ eigentlich viel zu gewöhnlich klingt. Nun, der Bau selbst ist nicht wirklich sensationell, es sind die Details, Stilelemente und Dekorationen, die mir den Atem rauben und den Palacio zum Palacio machen.

Ein weiteres Highlight auf unseren Spaziergängen war der Torre del Oro, der Goldturm, von dem ich eingangs schon erzählt habe. Heute befindet sich in dem Turm ein Schifffahrtsmuseum, welches man bewundern kann, während man die enge Wendeltreppe im Innern hinaufklettert. Aber der wahre Schatz des Torre del Oro befindet sich ganz oben auf dem Dach: die herrliche Aussicht auf das Sevilla von damals sowie das Sevilla von heute…

Torre Sevilla (l) und daneben der Torre Triana


Zurück in der Altstadt musste unbedingt ein Besuch des Alcàzar de Sevilla absolviert werden. Über eine Stunde warteten wir in der sengenden Sonne auf Einlass. Die Warteschlange zog sich fast bis hinüber zu Kathedrale. Alle wollten sie den Prachtbau im Mudéjar-Stil von Innen bestaunen. Und dann waren wir endlich drin! Die Warterei hatte sich absolut gelohnt. Die Magie, welche mich umfing, sobald ich den Alcázar betreten hatte, machte mich die verschwitzten Klamotten, den schmerzenden Rücken und die müden Beine vergessen. Ganz verzaubert und mit einem elektronischen Führer um den Hals ging es wieder einmal auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit:

Völlig benebelt und irgendwie weit ab von jeglicher Realität traten wir dann nach gefühlt einem ganzen Tag in den Gefilden der vergangenen Jahrhunderte in die nicht minder eindrucksvollen Gärten. Die haben übrigens genauso wie die Puente Romano in Córdoba für Dreharbeiten für „Game of Thrones“ herhalten dürfen. Wen wundert’s…

Immer noch tief beeindruckt von der Grandezza des Alcázars, tippelten wir weiter um noch einen Blick auf die Plaza de España werfen zu können. Vorbei an fantastischen Gebäuden und Parkanlagen gelangten wir schliesslich zur Plaza de España, welche 1929 zur Iberoamerikanischen Ausstellung errichtet wurde.

Die Öffnung des im Halbkreis errichteten immensen Gebäudes rund um die Plaza de España zeigt in Richtung des Flusses Guadalquivir, in Andeutung des Weges, dem man folgen muss, um nach Amerika zu gelangen. Ha! Vielleicht war ich deshalb so fasziniert von diesem Ort und Sevilla im Allgemeinen. Hier beginnt der Weg in meine Seelenheimat. Jedenfalls ein paar Jahrhunderte zuvor. Und auch hier wurden Teile verschiedener Filme gedreht. Lawrence von Arabien und auch Star Wars fanden hier ideale Voraussetzungen, um ihre Geschichte filmisch Wirklichkeit werden zu lassen.

Ich war vor allem von den Keramiken begeistert, die hier in jeder möglichen Form Anwendung finden. Ach Himmel, nur ein bisschen davon in meinem Garten wäre doch einfach der Wahnsinn.

Tja, und schon ging’s wieder zurück ins Stadtzentrum. Auch moderne Gebäude sind hier dem Mudéjar-Stil nachempfunden, was den Übergang von neu zu alt fliessend gestaltet. Eben spaziert man noch an Starbucks vorbei und schon steht man vor der Kathedrale mit der unglaublich beeindruckenden Giralda.

Am wohlsten habe ich mich aber auch in Sevilla in den verwinkelten engen Gassen der Altstadt gefühlt. Hier verträumt hindurch zu spazieren, die Gegenwart zu vergessen und einzutauchen in das Gewirr an Eindrücken und Gefühlen, macht den Reiz aller Städte Andalusiens aus.

In dieser Nacht träumte ich von maurischen Königen und christlichen Inquisitoren… und morgen würden wir weiterziehen nach Portugal…

Hier geht’s weiter…

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Eva, wie stets, fantastische Aufnahmen ,welche mich an vier herrliche und glückliche Tage in Sevilla erinnern! Die Keramik- Mosaik-Arbeiten sind so schön , dass ich kaum wagte draufzutreten.
    Am Liebste hätte ich ein paar Elemente mitgenommen um sie Zuhause irgendwie einzubauen!
    Liebe Grüsse. Maria

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