Flammkuchen vs Wiehnachtsguetzli

Eigentlich müsste am Adventskranz die erste Kerze brennen, der Duft von Tannenzweigen durch die Hütte wehen und die ersten Weihnachtsguetzli im Ofen backen. Aber ich habe beschlossen, dieses Jahr komplett zu streiken. Es gibt keinen Adventskranz und auch sonst keine brennenden Kerzen, auch keine Tannenzweige im Haus, und Weihnachtsgebäck mochte ich sowieso noch nie. OK, den Teig hab ich als Kind geliebt. Ich hab mich nachts zum Kühlschrank geschlichen und mir von jeder von meiner Mutter vorbereiten Teigkugel ein Stück einverleibt, die Spuren verwischt und alles wieder schön eingepackt. Meine Mutter hat nie was bemerkt und die angedrohten Bauchschmerzen, welche augenblicklich nach dem Verzehr von rohem Teig meine Eingeweide malträtieren sollten, sind auch nie aufgetreten. Auch das „Guetzle“ hat am nächsten Tag grossen Spass gemacht, landete doch auch da wieder die Hälfte der ausgestochenen Plätzchen in meinem Magen und nicht im Ofen. Denn das sandige, bröslige Zeug, in das sich der eigentlich so leckere Teig nach dem Backen verwandelt, kann mir bis heute gestohlen bleiben. Puuhhh… Auch sonst mag in mir dieses Jahr so gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Das ganze Getue und Geheuchel, die künstlich erzeugte Herzlichkeit, das Riesentheater um etwas, was heute nur noch Business ist, geht mir total auf die Nerven. Ich mag da nicht mehr mitmachen. Also muss was anderes her, um Licht ins Dunkel dieser düsteren Jahreszeit zu bringen… 

Ich sitze also  in der schummrigen Stube, schau nach draussen in die trübe, nebeldurchzogene graue Umgebung und schon leuchten Lichtblicke des vergangenen Sommers in meiner Erinnerung auf. Die Welt meiner Gedanken und Gefühle wird bunt und warm, und der Duft frischgebackener Flammkuchen durchzieht meine Gehirnwindungen. Ich bin im Elsass, genauer gesagt in Colmar. Oh ja, genau das brauch ich jetzt.

Idealerweise habe ich natürlich alles passend im Haus bzw. im Kühlschrank, um gleich wirklich und wahrhaftig in die warme bunte und wohlriechende Vergangenheit zu reisen.

Es ist ja so einfach: Den Ofen auf 250°C Umluft vorheizen. Den (für mich) glutenfreien Pizzateig ganz dünn ausrollen bis er ganz durchscheinend ist. Dann schön viel Schmand, Sauerrahm, oder original Crème Fraîche  drüberstreichen, fein geschnittene Zwiebelringe und Speckwürfel oder Speckstreifen darüber verteilen und alles mit weissem Pfeffer überpudern.

Nun geht’s ab in den Ofen für ca. 12-15 Minuten. Jedenfalls muss der Teigfladen schön knusprig sein, bevor er wieder aus dem Ofen darf.

Mehr braucht’s nicht. Die verschiedenen Aromen harmonieren so wunderbar miteinander und beim ersten Biss in diese wunderbar simple elsässische Spezialität durchspült mich die würzige Wärme dieses herrlichen Spätsommertages in Colmar.

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Ok, im Elsass wird das Original auf offener Flamme gebacken, und den Teig krieg ich selber nie so hin, wie er sein sollte, aber das ist nicht so schlimm. Denn es ist die Kombination aller Zutaten, welche dieses überraschende Geschmackserlebnis möglich macht.

Probiert’s aus und kommt mit mir in diese winzige französische Märchenstadt:

Hier leuchtet alles bunt und hell, auch wenn’s die Sonne mal nicht so recht hinter den Wolken hervor schafft. Die Menschen sind freundlich. Überall locken die herrlichsten Leckereien. Kleine Cafés und Bistros laden ein, diese auch tatsächlich auszuprobieren.

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Für diejenigen aber, welche trotzdem nicht ohne den ganzen Weihnachtsklimbim auskommen wollen: Colmar erstrahlt im Moment in zauberhaftem Lichterglanz und der Weihnachtsmarkt ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Flammenkuchen esse ich für mein Leben gern, doch in Colmar war ich noch nie und das werde ich jetzt so schnell wie möglich nachholen. Nicht dass ich mich um den ganzen Weihnachtsrummel reisse, aber Tannengrün und Kerzenschein bringen mich in eine romantische Stimmung und das tut gut.

    • Mach das, und dann erzählst Du bitte hier, wie’s war. Und vielleicht entdeckst Du ja noch weitere Leckereien…. Ich freu mich schon auf Deinen Bericht.
      Liebe Grüsse
      Eva

  2. Also Eva, wir waren gestern in Colmar und ich war total begeistert. Nicht nur von den Marktständen sondern auch von den verschiedenen Gebäuden rundherum, welche ganz toll dekoriert sind, nicht nur mit Lichterketten und so, sondern mit allen möglichen Materialien. Die Häuserfronten bis hoch hinauf mit Eisbären, Teddybären , Sternen, Päckchen oder auch altem Gerümpel je nach Laden oder Geschäft. Über den Kanal waren verschiedene Stege mit Weihnachtsdekoration gelegt und überall duftete es ganz herrlich nach Weihnachten…Irgendwann bekamen wir Hunger und suchten ein Restaurant. Das erwies sich als ziemlich schwierig den inzwischen hatte es recht viel Menschen gegeben. Eigentlich wollte ich einen Flammenkuchen essen,aber dann entschieden wir uns für Sauerkraut,Kartoffel und geräucherter Schweinshaxe!! Wahnsinn,die Haxe war so gross, dass ich heute auch noch ums Kochen komme.

    • Herrlich!!! Dann muss ich wohl auch noch zu dieser Jahreszeit dahin und mir den ganzen Weihnachtskram reinziehen. Mal schauen vielleicht reicht’s dieses Jahr noch…

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