
Auf die heutige lange Autofahrt hab ich mich schon so lange gefreut. Heute würde ich endlich wieder Montana-Boden betreten. Und ich würde eine ganz andere Ecke meines Lieblingsstaates kennenlernen. Also machte ich mich schon früh auf den Weg. Eigentlich wäre ich gerne noch mal durch das Craters of the Moon National Monument gefahren, aber als ich dort ankam, hatte der Himmel eben seine Schleusen geöffnet. Ein undurchdringlicher Wirbel aus Schneeflocken und Regentropfen schien die ganze Welt um mich herum in ein dunkles, eiskaltes Chaos zu stürzen. Zusammen mit anderen Reisenden wartete ich das Schlimmste ab. Staunend sass ich in meinem Jeep und versuchte irgendetwas auf der anderen Seite der Scheiben zu erkennen. Aber ausser grau und schwarz verschmierten Schatten war nichts auszumachen. Dass noch weitere Autofahrer rund um mich herum angehalten hatten, um den Sturm vorbeiziehen zu lassen, bemerkte ich erst, als der Schneeregen langsam in einen leisen Nieselregen überging und die Sicht auf meine Umgebung wieder freigab!
Auf der Weiterfahrt Richtung Norden auf der I-93 hörte der Regen schliesslich ganz auf, und ich konnte die sich ständig verändernde Landschaft so richtig geniessen. Was für eine fantastische Gegend…






















































Und dann bin ich endlich beim Flathead Lake angekommen. Umrahmt von pittoresken Bergketten breitete sich der grösste Süsswassersee im Westen der Vereinigten Staaten vor mir aus. Angestrengt habe ich nach einer kleinen Insel namens Melita Island Ausschau gehalten, und ich dachte schon, sie entdeckt zu haben. Aber bei meinen späteren Recherchen auf Google.maps musste ich feststellen, dass ich weit an der Insel vorbei geschielt hatte. Das Ding ist aber auch nirgends angeschrieben, was daran liegen mag, dass die südliche Hälfte des Sees auf der Flathead Reservation (einem Indianderreservat) liegt und die Native Americans nicht geneigt zu sein scheinen, ihre Sehenswürdigkeiten weithin sichtbar anzuschreiben. Egal! Liebe Melita: hier irgendwo in diesem See schwimmt Dein Inselchen!!! 🙂



Mein erster Halt galt Polson, wo ich mich in einem Supermarkt mit den nötigsten Lebensmitteln für die nächsten paar Tage eindeckte. Dann war ich immer noch zu früh dran, um in meinem nächsten Airbnb einchecken zu können. Also beschloss ich, dem Big Arm State Park einen kurzen Besuch abzustatten.






Und dann war’s endlich Zeit, bei meinem neuen Gastgeber zu erscheinen. Ich hatte ihm bereits eine Nachricht geschickt, dass ich in der Gegend angekommen sei und jederzeit bei ihm aufkreuzen könne. Und er hat tatsächlich geantwortet, dass alles für mich bereit sei und ich selbstverständlich auch schon früher als üblich in sein kleines Paradies einziehen dürfe. Nur die Pferde hätte er noch nicht „weggeräumt“. Also sollte ich doch bitte das Gatter zur Ranch hinter mir wieder schliessen. Kein Problem. Das kannte ich doch noch von meinem letzten Aufenthalt auf der Sojourner Ranch in Big Timber letzten Sommer. Also fuhr ich vergnügt nach Proctor, einem winzigen Kaff mit Schulhaus und Kirche aber sonst nichts, und dann weiter immer der Wegbeschreibung meines Gastgebers folgend. Oh herrlich! Hier war ich genau da, wo ich hin wollte. Irgendwo im nirgendwo… Ich fuhr durch herrliches Farmland und Naturschutzgebiet und schon stand ich vor dem Tor zu meinem ganz persönlichen Paradies für die nächsten 3 Tage…







Gustav Klimts „Kuss“ scheint in den USA sehr beliebt zu sein. Egal wo ich hinkomme, treffe ich auf einen Druck dieses wunderschönen Bildes. Und auch hier in dieser abgelegenen Hütte ziert Klimts Liebespaar die Wand gegenüber meines Bettes, sodass mein letzter Blick am Abend und mein erster Blick am Morgen unweigerlich auf die beiden eng umschlungenen Gestalten fallen muss.







Ich hab die drei Tage hier sehr genossen und mir grosse Mühe gegeben, einmal einfach nichts zu tun. Stundenlang bin ich auf der Veranda herumgehangen und hab die Tiere um mich herum beobachtet.




Natürlich hab ich mir auch die nähere Umgebung angesehen und bin dabei keine 500 m von meiner Hütte entfernt auf einen kleinen Schwarzbären gestossen. Erst war ich mir nicht sicher, aber der Blick durch die Kamera brachte dann Gewissheit. Ich konnte gerade mal vier Fotos schiessen, da war der kleine Kerl schon wieder weg…













Und dann raffte ich mich doch noch zu einer Fahrt rund um den Flathead Lake auf. Rund um den See herum liegen diverse State Parks verstreut, welche öffentlichen Zugang zum Ufer und zum See selbst gewähren. Ein paar davon hab ich abgeklappert, um mir ein wenig die Beine vertreten zu können und auch um den See aus der Nähe zu bestaunen. Es ist ganz nett hier. Aber diese Gegend hier ist nicht wirklich meine Welt. Viel zu dicht besiedelt, zuwenig weite offene Flächen, zuviel Berge… Ich hatte meine liebe Mühe damit, ein Fleckchen zu finden, wo ich alleine durch unberührte Natur streifen konnte…








































Am liebsten sass ich hier tatsächlich auf meiner Veranda und genoss es den Pferden zuzuschauen. Es geht eine unglaublich friedvolle Energie von den Tieren aus, die mich ganz in ihren Bann zog und unversehens auf mich überging. Ja, hier kann man sich wundervoll vom Reisestress erholen…
Hier wäre ich auch gerne auf der Veranda gesessen! Wunderschöne Fotos, wie stets. Liebe Grüsse Maria