Franches-Montagnes – der Wilde Westen der Schweiz?

Auf der Suche nach einem kleinen Stückchen der Freiheit und des Glücksgefühls, welches ich in Montana erleben durfte, habe ich mich letzten Freitag auf den Weg in die Freiberge (Franches-Montagnes) gemacht. Meine Wetter-App sagte zwar anfangs den ganzen Tag andauernde Gewitter voraus, überlegte es sich dann aber doch anders und meldete mir angenehme Temperaturen um 24°C bei teilweise bewölktem Himmel und erst nachts einsetzenden Gewittern. Also fuhr ich mit Kamera und einer Wasserflasche bewaffnet nach Pré-Petitjean, wo ich am Bahnhof meinen Wagen hinstellte und in Richtung La Combe losmarschierte. Ich versuchte die vielen Leute zu ignorieren, die auch alle die ganz nette Landschaft hier geniessen wollten. Während ich auf der asphaltierten Strasse dahinspazierte und mich zurück in die Prärie von Montanas Südwesten sehnte, stolperte ich doch tatsächlich mitten in einen „Western“ hinein. 

Ja schön wär’s, gell?! Leider war’s nur ein Reklameschild für die alte Dampfbahn der Freiberge, welche hier in Pré-Petitjean im Dépot auf ihren nächsten Einsatz wartete. Man kann diese Bahn gleich inklusive Raubüberfall buchen und sich so wie im Wilden Westen fühlen. Naja… wer’s mag…

Ich wanderte weiter und hoffte endlich auf etwas mehr Natur und weniger Zivilisation zu stossen. Irgendwann überquerte ich wieder eines der hier zahlreich vorhandenen Viehgitter, und von da an waren die Menschen weniger und die Viecher häufiger anzutreffen. Ja, so habe ich mir das doch vorgestellt.

Wenn es doch bloss nicht so heiss wäre. Von wegen 24°C. Hier herrschten mindestens 34°C! Die Hitze brüllte unerbittlich, die Insekten summten und belästigten unermüdlich alles, was sich bei diesen Temperaturen hinaus in ihr Paradies begab. Auch die vielen Pferde, die sich hier frei bewegen durften, drückten sich alle in den lichten Schatten einiger Bäume, wo sie sich wohl etwas Erleichterung erhofften. Von unzähligen Fliegen belästigt,  standen sie mit hängenden Köpfen nah beieinander und verschliefen den Tag.

Ach das hätte ich doch auch tun sollen. Es war einfach viel zu heiss, um hier herumzulaufen. Als ich an einem von Bäumen gesäumten Weiher vorbei kam, wollte ich mich in den Schatten einiger Fichten verkriechen und mich ein wenig ausruhen. Aber auf diese Idee waren schon andere vor mir gekommen und so verzog ich mich wieder und lief weiter.

Nachdem das mitgebrachte Wasser getrunken war und ich immer noch durstig nach mehr lechzte, begann ich mir zu überlegen, ob ich meinen Ausflug hier nicht beenden sollte. Es war einfach zu heiss, um hier herumzutollen. Ausserdem waren die letzten Kilometer des Weges, den ich seit dem Weiher gegangen war wieder reiner Asphalt und meine Füsse brannten. Und dann nahm mir der Anblick der einsamen kleinen Bahnstation von La Combe die Entscheidung ab. Ich würde nicht einmal zurücklaufen sondern fahren. Ich guckte mir den Fahrplan des Petit Train Rouge der Chemin de Fer du Jura an und stellte fest, dass der nächste Zug schon in 10 Minuten hier vorbeifahren sollte. Aber wo konnte ich hier ein Ticket für die Rückfahrt herbekommen. Würde ich tatsächlich die gross angekündigte Busse bezahlen müssen, wenn ich ohne Fahrschein zustieg? Tja also, mir egal… Der kleine rote Zug kam, hielt auf mein Verlangen hin an, und ich stieg ein. Eigentlich wollte ich gleich einen Schaffner suchen gehen, aber zahlreiche im Gang abgestellte Fahrräder versperrten mir den Weg. Also wartete ich eben nervös bis einer der sonst so unfreundlichen und geldgierigen Kontrolleure auftauchte. So einer stand dann auch plötzlich vor mir, war aber klein und jung und schüchtern und sehr sehr freundlich. Ich durfte bei ihm ein Ticket lösen und fuhr danach erleichtert und entspannt die kurze Strecke bis Pré-Petitjean zurück, wo ich schnell mein Auto aufsuchte und die Klimaanlage anwarf. Naja… etwas enttäuscht kehrte ich nach Hause zurück.

Meine Katzenviecher lagen wie tote Fliegen in der Gegend herum und stöhnten ebenfalls unter der Hitze.

Sehnsüchtig warteten wir alle auf Regen, der aber einfach nicht kommen wollte. Auch als die Sonne endlich unterging liess die Hitze nicht nach.

Und der Himmel brannte.

 

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