Glacier National Park – Bear Country

Im Paradies der Grizzlies…

Um 09.00 Uhr morgens hatte ich meinen mittlerweile lieb gewonnenen roten Jeep wieder mit all meinen Habseligkeiten beladen und war bereit für die Weiterfahrt meiner Seelenheimat entgegen. Heute würde ich sie endlich wieder zu Gesicht bekommen. Aber erst musste ich mich durch dichte Wälder und wild zerklüftete Berge kämpfen. Schon nach anderthalb Stunden abwechslungsreicher Fahrt kam ich in West Glacier und somit im Glacier National Park an. Ich bin kurz durch das Besucherzentrum geschlendert, um mich etwas zu orientieren. Aber da der grösste Teil der Hauptattraktion, die sogenannte „Going-to-the-Sun-Road„, noch immer gesperrt war, gab’s nicht viele Möglichkeiten, sich zu verirren. Eigentlich konnte ich lediglich so weit es eben ging dieser viel gerühmten Strasse entlang fahren, dort ein bisschen herumwandern, und dann wieder zurück nach West Glacier fahren. In meine Märchenwelt auf der anderen Seite des Parks kam ich zu dieser Jahreszeit nur aussen herum über die „Hi-Line“, dem U.S. Highway 2…

Nun ging’s also erstmal auf der Going-to-the-Sun-Road entlang des Lake McDonald bis zur Avalanche Creek Picnic Area. Von hier ging’s eh nicht mehr weiter, und hier befindet sich der Trail of the Cedars, ein hübscher Wanderweg, auf dem man der Natur schnell etwas mehr auf die Pelle rücken kann.

Überall prangten grosse rote Schilder mit der Warnung vor Bären. Da der Glacier National Park berüchtigt ist für die höchste Dichte an Grizzly-Bären, wurde mir schon etwas mulmig bei dem Gedanken, hier tatsächlich einem dieser riesigen Gesellen in freier Wildbahn zu begegnen. Einen Bear-Spray hatte ich natürlich wieder nicht dabei. Aber ich hatte mir bewusst einen vielfrequentierten Wanderweg ausgesucht, in der Hoffnung, dass die vielen Menschen die Bären von dort fern halten.

Und tatsächlich bekam ich ausser ein paar putzigen Eichhörnchen kein weiteres Getier zu Gesicht. Langsam begann ich mich zu entspannen, und tauchte immer tiefer in die Zauberwelt des Zedernwaldes ein.

Etwa drei Stunden später befand ich mich schon wieder auf dem Rückweg und hinaus aus dem Park. Auf der Hi-Line fuhr ich nun fasziniert von den immensen mich umgebenden Bergen um den Park herum zum Ost-Eingang bei St. Mary.

Auch hier kommt man nicht weit. Denn auch dieses Ende der Going-to-the-Sun-Road ist bis Ende Juni / Anfang Juli ab Rising Sun gesperrt. Ich fuhr also wieder soweit es ging dieser Strasse entlang, und genoss die herrliche Landschaft.

Auf dem Rückweg musste ich mir dann doch noch etwas die Beine vertreten. Ich hielt am Ufer des Saint Mary Lakes, parkte den Wagen am Strassenrand und spazierte ein paar Meter dem See entlang. Das Auto liess ich offen, damit ich schnell reinspringen konnte, sollte doch noch ein Bärchen auftauchen.

Als ich das Gefühl hatte, genug für meine Gesundheit getan und auch brav den Glacier National Park bestaunt zu haben, stieg ich wieder in meinen Jeep und wollte weiterfahren. Aber vielleicht gerade mal 10 m weiter stieg ich vor Schreck auf die Bremse, denn da war er. Ein wilder waschechter wunderschöner Grizzlybär!!!! Gleich auf der anderen Strassenseite, nur etwa 3 m von mir entfernt, geruhte der Herr, oder vielleicht war’s eine Dame, zu grasen. Ich hatte mitten auf der Strasse angehalten. Ich weiss, das macht man nicht, aber da gab’s keine Ausbuchtungen, wo ich hätte parken können, und weiterfahren ging ja auch nicht. Ich wagte kaum zu atmen, geschweige denn die Fensterscheibe runterzukurbeln. Der Riesenteddy würde mich bestimmt riechen und vielleicht nicht das Weite suchen, sondern Lust auf eine kleine Erweiterung seiner Nahrungspalette bekommen. Etwas zittrig kramte ich meine Kamera heraus und begann ein Foto nach dem anderen zu knipsen.

Ach herrlich!!! Ich hätte stundenlang hier stehen bleiben können, um den schönen Grizzly zu beobachten. Aber mittlerweile hatte sich in beide Fahrtrichtungen ein kleiner Stau gebildet und ich getraute mich nicht länger, all den anderen Parkbesuchern den Weg zu versperren. Ausserdem wollten die sicher auch noch einen Blick auf Meister Petz werfen. Also machte ich mich auf den Weg zu meiner nächsten Unterkunft in Cut Bank. Hier würde ich endlich wieder durch die endlose Prärie fahren können…

Hier geht’s weiter…

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