
Zum Glück hatte ich am Abend zuvor den Copenhagen Streetfood Market im Netz entdeckt, denn heute empfing uns beim Verlassen des Hotels richtiges Schmuddelwetter: Nebel und Nieselregen. Lange draussen herumrennen lag heute also nicht drin, und so machte ich den Vorschlag, uns doch den Streetfood Market anzuschauen. Da Suman grundsätzlich ständig hungrig ist, fiel die Entscheidung nicht schwer.

Blick über den Nyhavn hinüber nach Christianshavn

Fussgänger- und Fahrradbrücke hinüber nach Christianshavn
Der CPH Streetfood Market ist in einer grossen Halle untergebracht und der Weg dorthin war kurz. Also konnte uns das unfreundliche Wetter nicht viel anhaben, und wir machten uns gleich auf den Weg über die Fussgänger- und Fahrradbrücke zur sogenannten Papierinsel (Papirøen), wo früher sämtliches Papier der dänischen Presse gelagert worden war. Heute befindet sich in den Hallen ausser dem Streetfood Market auch eine Kunstausstellung, wo sich im Moment Yoko Ono austoben darf. Wir liessen diese Halle jedoch links liegen und steuerten ohne Umweg direkt den Streetfood Market an.

Papirøen – Papierinsel mit dem Kopenhagen Streetfood Market
Als wir die Türen zur Halle aufstiessen, wollten wir im ersten Moment gleich wieder umkehren. Es war Sonntag, Mittagszeit und im Eingangsbereich war zwischen Food-Trucks, Tischen und Bänken noch ein Flohmarkt aufgebaut. Er herrschte ein fürchterliches Gedränge, und wir mussten uns in die Halle hineinzwängen wie in die Tokioter S-Bahn, nur die Pusher fehlten. Aber egal, hier drin war’s trocken, windstill und dementsprechend um einiges wärmer als draussen. Ausserdem nahm meine Nase sofort die herrlichsten Düfte wahr, und so tauchten wir ein in eine zauberhafte Welt der Genüsse.
Oh was gab’s hier nicht alles zu sehen, zu riechen und natürlich zu schmecken:
Lest doch bitte mal die Namen der obenstehenden Gerichte. Einfach nur herrlich oder?
Als nächstes gab’s marokkanisch… wie schön und appetitlich das Fladenbrot auf dem Grill gart, und wie verführerisch das Fleisch in der Pfanne brutzelt…
Und ein bisschen weiter hinten gab’s koreanische Spezialitäten. Am liebsten hätte ich ja überall ein wenig probiert. Hier gab’s soviel verschiedene Leckereien, dass ich mich gar nicht entscheiden konnte.
Wir durchwanderten erstmal die gesamte Halle, um nur ja nichts zu verpassen und um ganz bestimmt das richtige für uns rauszupicken. Leider hatte ich nach dem mächtigen Frühstück im Hotel aber noch so gar keinen Hunger. Ganz anders Suman: er hatte gleich den einzigen Thai vor Ort im Visier und liess ihn auch nicht mehr aus den Augen.
Glücklich machte er sich gleich darauf über ein leckeres und für ihn endlich heftig scharfes Panang-Curry her.
Und da ich nicht einfach nur zuschauen wollte, wie mein Liebster genüsslich sein Lieblingsgericht verdrückte, gönnte ich mir eine halbe Portion Sweet Potato Fries und schon reiste ich geschmacklich wieder in die USA.
Hier mussten wir unbedingt nochmal herkommen. Es gab so viel zu entdecken und auszuprobieren. Das war nicht mit einmal getan. Und am Abreise-Tag sind wir nochmal hierher zum Mittagessen gekommen. Da das dann ein Wochentag war, hatten wir den gesamten Markt fast für uns allein, und wir konnten uns hier so richtig austoben. Man spürt, dass die einzelnen Stand-Betreiber richtig Spass an ihrer Arbeit haben. Alles wird selbst zubereitet aus frischen und qualitativ hochwertigen Zutaten. Die meisten lassen auch ihre dänische Seite in das Angebotene einfliessen, und das macht es zu etwas sehr besonderem. Hier wird mit Freude und Leidenschaft gekocht, gebraten oder zusammengebaut. Das sieht man und das schmeckt man. Einfach wunderbar…
Lecker Säftchen, alles Natur selbstverständlich, gab’s neben all den alkoholischen Sünden natürlich auch, und wir hielten uns brav an Antons Blodappelsin und Hyldeblomst Drinks fest. Coole Namen, oder? Aber mein Holunderblüten-Gesöff war für meinen Geschmack zu süss und Sumans Blutorange offenbar unerträglich sauer, denn er liess das Fläschchen irgendwann unauffällig verschwinden. Und dann hielten wir unsere Nasen wieder in die diversen Kochtöpfe dieser wunderbaren Welt der Genüsse….
Hier hat sich jemand an Pizza ausgetobt. Und das macht der täglich. Wie gerne hätte ich da mal reingebissen, gab’s aber nicht glutenfrei. Die Belege dieser Pizzaträume haben wohl nicht mehr viel mit Italien zu tun, aber egal… das sah alles so frisch und unglaublich verführerisch aus, dass ich fast die unweigerlichen Bauchkrämpfe in Kauf genommen hätte, um nur einen Bissen von so einem leckeren Teilchen geniessen zu dürfen. Ich blieb aber standhaft und begnügte mich mit einem langen analysierenden Blick auf die Superpizzen. Geröstetes Gemüse und Hackfleisch, Zwiebeln und Süsskartoffeln, Rotkraut, Sellerie und Baumnüsse, Grüne Paprika, Oliven und Rucola, Lachs, Zwiebeln und Kapern… Wunderbare Geschmackskombinationen, die ich ja zuhause auf eine glutenfreie Unterlage draufpacken kann… und werde…
Und hier gab’s doch tatsächlich auch dänische Spezialitäten, und zwar DIE dänische Spezialität: Smørrebrød!!! Ich habe dieses Wort nun schon überall und in allen möglichen Geschichten, Cartoons und Kochbüchern gehört und gelesen. Und meine daraus entstandene Vorstellung war nicht unbedingt sehr appetitanregend. Bestenfalls dachte ich an ein Butterbrot, wenn das Wort irgendwo fiel. Aber nie im Leben hätte ich gedacht, dass es sich hier eigentlich um Vollkornbrotscheiben handelt, welche fantasievoll und vor allem meterdick mit den luxuriösesten Leckereien belegt werden. Guckt Euch das nur mal an. In der Schale gebratene junge Kartöffelchen mit dicker Remoulade und Mayo übergossen und frischen Kräutern und frittierten Zwiebeln garniert. Von den Dingern mit dem frittierten Lachs, gekochten Krabben, grünem Spargel, Dill und Zitrone konnte ich meine Augen kaum abwenden. Auch diejenigen mit Gravad Lax, Zwiebeln und Vogelmiere sahen traumhaft aus. Was für eine Quelle der Inspiration.
Was mir hier besonders auffiel, waren die Schauteller. Fast jeder Stand hatte vorne auf der Theke seine Gerichte aufgestellt. So kann der potentielle Kunde sich schnell ein Bild machen, und das Wasser läuft ihm noch schneller im Mund zusammen. Erst dachte ich ja, das sei alles aus Wachs oder heute aus Silikon hergestellt, wie in Japan. Beim zweiten Besuch dann waren wir etwas zu früh dort, was uns erlaubte beim Aufbau und den Vorbereitungen zuzuschauen. Die Ausstellungsgerichte waren doch tatsächlich alle echt. Nur zum Anschauen zubereitet. Dass dann wahrscheinlich alles im Müll landet am Ende des Tages, war dann aber doch nicht so ein angenehmer Gedanke. Aber so kam’s wohl billiger als die Wachsgebilde, die ja sicher nicht einfach herzustellen waren.
Jedenfalls genoss ich jetzt mit dem neuen Wissen den Anblick all dieser Leckereien umso mehr. Und da ich nicht alles essen konnte, hab ich eben alles per Kamera eingepackt.
Koreanische Burger oder so? Einer gefüllt mit Bulgogi und der andere mit Chili-Chicken. Wow! Das werd ich alles googeln gehen, sobald ich zuhause bin. Und ich muss doch unbedingt auch mal nach Korea. Ein wenig was von dieser sehr leckeren Küche habe ich auf meinen Reisen schon mitgekriegt, aber noch nie in Korea selber.
Oh das sieht alles so unglaublich lecker aus. Ich hätte gerne bitte einmal ALLES….
Und hier gibt’s sogar Bibimbap, das koreanische Nationalgericht. Auf einer Schüssel Reis, werden verschiedene Zutaten wie Salate, sauer und scharf eingelegtes, gebratenes Gemüse und/oder Fleisch und Saucen traumhaft schön angerichtet. Sieht doch einfach umwerfend aus oder? Bevor man da aber reinhauen darf, muss alles durcheinander gerührt werden. Nachdem die zuvor so wunderschön hergerichtete Schüssel zum Saukessel verunstaltet wurde, ist sie verzehrbereit. Wahrscheinlich sieht das Ganze dann zum Davonlaufen aus, schmeckt aber bestimmt zum Niederknien gut. Wenn ich mir vorstelle, was da alles für Aromen durcheinander gemischt werden, um zu einer neuen vollendeten Harmonie zusammenzufinden? Muss unbedingt zuhause nachgebaut werden…
Glasnudeln aus Süsskartoffelstärke mit Gemüse und Bulgogi. Oh ja… ich liebe Süsskartoffeln und ich liebe Nudeln und die klingen sogar gesund. Keine Ahnung, wo ich diese Dinger zuhause herkriege. Aber ich werde einen Weg finden, denn der Anblick dieses Tellers hat mein Verlangen nach Nudeln geweckt.
Ja, und auch an Kaffee mit und ohne alkoholisches wurde gedacht. Ist das nicht der süsseste Coffeeshop überhaupt? Und ganz in der Nähe gibt’s die süssen Teilchen, denen eh keiner widerstehen kann (siehe unten)…
Aber für uns hiess es nun weitergehen, tapfer, aufrecht und Desinteresse vortäuschend…
Da schon wieder neue Leckereien lockten, fiel uns das jedoch überhaupt nicht schwer. Wir entdeckten z.B. einen Vegan Pulled Burger. Etwas das zwar lecker aussah, aber für mich so gar nichts mit lustvollem Genuss zu tun hatte und auch wenig mit gesundem Essen. Ausser den Sprossen war an dem Burger ja wohl gar nichts gesund. Das Brötchen nicht, die Mayo nicht und das künstliche Seitan Fleisch schon mal überhaupt nicht… Ich denke immer, jedem das Seine… aber ich verstehe nicht, warum jemand, der auf alles tierische verzichten möchte, sich Fleisch künstlich nachbauen muss und sich damit nur noch mehr schadet? Wenn ich den Geschmack von Fleisch auf meiner Zunge spüren will, dann gönne ich mir eben ein echtes wunderbares Steak. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass künstlich hergestelltes „Fleisch“ mit diesem Genuss auch nur annähernd vergleichbar ist. Aber egal… wie gesagt, jedem das Seine, und lecker sieht das Ding ja allemal aus…
Die Kochbananen-Chips, die es dazu gab, sahen jedenfalls superlecker aus, und das waren sie bestimmt auch, denn das ist nun wirklich ein ganz natürlicher und gesunder Snack aus Südamerika, welcher mich schon so manches mal zur Völlerei verführt hat. Die milde fruchtige Süsse intensiviert durch Röstaromen und Meersalz sind ein wahrer Traumgenuss. Und dann gab’s das hier auch noch mit Guacamole und Chili-Sauce… oh ja, noch was, das ich zuhause wieder mal auftischen muss.
Auch ein chinesischer Stand verwöhnte seine Kundschaft mit allerlei Köstlichkeiten. Unter anderem lockte hier Kung Pao Chicken, was übrigens auch in den USA ein absoluter Favorit und in jedem noch so kleinem Kaff zu haben ist.
Und dann kamen wir unweigerlich auch an einem Türken vorbei. Aber hier gab’s nicht Kebab-Brötchen oder Dürüm, nein hier sah alles genau so aus, wie es in der Türkei serviert wird. Oh wie verführerisch. Und der Koch strahlte stolz und begeistert hinter den Töpfen und Pfannen hervor. Wusste er doch, was für paradiesische Genüsse er hier anbot…
Und dann hatte ich endlich Hunger und drückte mich zum x-ten Mal an Oink Oink vorbei, und wieder zurück! Hier langte ich zu und gönnte mir ein Pulled Pork Meal mit Twisted Fries. Das ist richtiges Soul Food, jedenfalls für meine Seele. Da die das normalerweise alles in ein Burger-Brötchen packen, bat ich nach einer Pulled Pork Box und erhielt eine Schachtel gefüllt mit erstmal deftig Cole Slaw (Krautsalat). Dann kam da viel Pulled Pork (zerrupftes gegrilltes Schweinefleisch in BBQ-Sauce) drauf mit Gurkensalat und Chipotle-Sauce (Chili) dazu. In einer Papiertüte bekam ich die Spiralfritten in die andere Hand gedrückt. Ich schleppte alles zu einem freien Tisch und ergötzte mich an diesem Anblick. Voller Vorfreude betrachtete ich mein letztes Mittagessen in Kopenhagen und wartete auf Suman, der woanders seinem Wunschmenü hinterher jagte. Er erschien, wen wundert’s, mit einem thailändischen Papaya-Salat (Som-Tam)! Er war nicht begeistert. Oh nein… Das Zeug war zu salzig!!! Ich hab’s nicht probiert, da ich meine Geschmacksnerven nicht für meinen weiteren Pulled-Pork-Genuss verderben wollte. Ich genoss jedenfalls meine letzte Mahlzeit in Dänemark in vollen Zügen.
Aber nun zurück zu unserem dritten Tag in Kopenhagen: Wir waren satt, voller Energie und wieder mutig genug, uns den wettermässigen Unbilden Kopenhagens entgegenzustellen. Als wir aus der Halle heraustraten, waren wir ganz überrascht, denn es hatte entgegen der Wetterprognosen aufgehört zu regnen. Wir verliessen die Papierinsel und spazierten über dieselbe Brücke wieder zurück zum Nyhavn, dieses Mal nicht ohne ein paar Fotos zu schiessen.

Blick von der Papirøen hinüber zum Schauspielhaus und den beiden Gebäuden unseres Hotels

Christianshavn

die Königliche Oper
Die Brücke endet direkt gegenüber von unserem Hotel, welches aus zwei ehemaligen umgebauten Lagerhäusern besteht.
Beide Häuser sind so alt wie der Nyhavn, welcher seinen Ursprung im 17. Jahrhundert hat und damals das Kopenhagener Rotlicht-Milieu beherbergte. Hans Christian Andersen lebte ebenfalls hier, gleich neben unserem Hotel, in dem etwas gräulichen schmalen Haus, eingeklemmt zwischen dem dunkelbraunen und dem beigen Gebäude (siehe unten). Der Autor sovieler wunderschöner Märchen, welche meine Kindheit versüsst haben, lebte also mitten im zwielichtigsten Viertel Kopenhagens, wohl weil er so auch sehr nahe am königlichen Schauspielhaus wohnen konnte, wo es ihn zeitlebens hinzog. Hier wurde er allerdings nie akzeptiert, da er angeblich für zu wenig graziös gehalten wurde. Sicher bevorzugte er aber diese Wohngegend auch, weil er ganz offensichtlich ein zweites geheimes Leben führte, dem er nur hier unbehelligt nachgehen konnte. Aber eigentlich kümmert mich das alles nicht sonderlich. Seine zu Herzen gehenden Märchen haben so manche Kinderwelt erhellt und bleiben unvergessen.
Nach einer kurzen Pipi-Pause im Hotel, machten wir uns auf, um das Wahrzeichen Kopenhagens für uns zu entdecken. Die kleine Meerjungfrau. Oh wie habe ich dieses Märchen geliebt und so manche Träne ob ihrer tragischen Geschichte vergossen. Was würde ich wohl fühlen, wenn ich die kleine Bronzefigur mit eigenen Augen betrachten durfte? Würde sie meinen Kindheitsfantasien entsprechen?
Aber erst führte unser Weg am königlichen Schauspielhaus vorbei, welches genau gegenüber der Papierinsel und der Königlichen Oper liegt.
Gleich hinter dem Schauspielhaus auf dem langen Pier hinaus ins Hafenbecken war ein seltsames aber eindrückliches Kunstwerk (?) installiert. Es sah irgendwie völlig deplatziert und gleichzeitig selbstverständlich aus, da die Menschen sich gar nicht sonderlich drum kümmerten sondern einfach fröhlich mitten durch spazierten, umgeben von Lichtblitzen, die immer wieder durch das gesamte Gebilde zuckten.
Und ein paar Schritte weiter unmittelbar neben dieser Metallkonstruktion stolperten wir über eine Sauna. Vielleicht war das ja ein normaler Anblick hier in Kopenhagen. Für uns war es dennoch vollkommen ungewohnt und irgendwie witzig: Hier liefen dick vermummte Gestalten zwischen Badenixen und Wassermännern umher, und keiner beachtete den anderen. Unten am Wasser liessen sich ein paar ganz Hartgesottene mit aus dem Hafen gepumptem eisig kaltem Wasser abduschen. Und nur wir blieben mit offenen Mündern staunend stehen. Für die Kopenhagener ist das einfach alles ganz normal…
Die königliche Oper mit einem Kopenhagener Hafentaxi davor, welches wir auch gerne mal benutzt hätten. Nur leider fanden wir nie eine Haltestelle…
Der Eingang zur Schlossanlage Amalienborg, heutige Residenz der Königsfamilie.
Eine hübsche kleine anglikanische Kirche (St. Alban), welche ich aber eher im Schottland des 17. Jh. vermutet hätte, als hier in Dänemark. Der Hügel davor gehört zur Festungsanlage Kastellet. Die heute wie eine grüne Parkanlage wirkende Festung dient den Kopenhagenern als Naherholungsgebiet und lässt einen vollkommen vergessen, dass das dänische Militär die Festung bis heute für seine Zwecke nutzt.
Wir spazierten weiter dem Hafen entlang, liessen die vielen Kunstwerke, die hier überall verstreut herumstehen, links liegen, um doch bitte bald bei Den Lille Havfrue anzukommen.
Und dann sahen wir sie endlich… die süsse kleine Meerjungfrau. Sie sitzt da für immer und ewig auf ihrem Felsen und blickt traurig aufs Meer hinaus… Ihre Geschichte hatte vor Jahrzehnten mein Kinderherz gebrochen und ihr Anblick berührte mein Herz auch heute noch.
Ich kann die vielen negativen Kritiken auf all den Bewertungsportalen nicht verstehen. 90% der Berichteschreiber beklagen sich darüber, wie klein und winzig dieses Wahrzeichen von Kopenhagen doch sei, überhaupt nicht eines Wahrzeichens würdig. Man müsse sie absolut nicht gesehen haben, der lange Marsch hinaus zu ihr lohne sich keinesfalls, und so weiter und so fort… Die kleine Meerjungfrau heisst ja die kleine Meerjungfrau! Warum hätte man hier jetzt eine Monsterskulptur auf den Felsen wuchten sollen? Die Figur hat die Grösse einer kleinen Frau, ganz wie im echten Leben. Es stand angeblich auch die Frau des Künstlers dafür Modell. Wahrscheinlich kennt auch kaum jemand mehr das Märchen, denn viele beklagen sich über ihren traurigen Blick.
Das einzige das mich ärgerte, waren die vielen Touristen, welche alle unbedingt ein Selfie mit der Nixe machen wollten und so den Blick auf die Skulptur für andere Betrachter komplett versperrten. Rücksichtslos drängten sich alle vor und neben die kleine Gestalt, so dass es sehr schwierig wurde, ein Foto von ihr alleine zu machen. Obwohl Suman ebenfalls so überhaupt nichts mit der nackten Frau auf dem Stein anfangen konnte, wartete er geduldig bis ich endlich meine Chance bekam. Es fing nämlich wieder zu nieseln an, und viele der selfiesüchtigen Plagegeister verzogen sich, um nur schnell wieder ins Trockene zu gelangen.
Ist sie nicht allerliebst?
Ich konnte mich kaum von ihr losreissen, aber auch wir mussten wieder zurück, denn es begann jetzt immer stärker zu regnen. Und es gab hier in der Nähe keine öffentlichen Verkehrsmittel, welche uns trockenen Fusses von hier weggebracht hätten. Also marschierten wir zügig zurück zum Hotel.
Später, auf dem Rückweg vom Abendessen (es gab natürlich wieder Thai-Food) kamen wir nochmal an der metallenen Kunst-Installation hinter dem Schauspielhaus vorbei. Bei Nacht kam deren Ausstrahlung erst richtig zur Geltung. Gleissend hell durchlief der Lichtblitz in sich immer wieder ändernden Mustern die Metallkonstruktion und sorgte für geisterhafte Stimmung auf dem Holzpier.
Selig sank ich in dieser Nacht in die Federn und warf noch einen letzten Blick zum Fenster hinaus auf das nächtliche Kopenhagen. Wieder winkte mir der Turm der Vor Frelsers Kirke entgegen. Also morgen musste ich da unbedingt hinauf!!