Kopenhagen im Winter – die lebenswerteste Stadt der Welt?

Ich muss unsere USA-Reise mal kurz unterbrechen und Euch live aus Dänemark berichten. Vorgestern Nachmittag sind wir dem hiesigen Alltag entflohen und haben uns auf den Weg nach Kopenhagen gemacht. Ach was für ein herrliches Gefühl, endlich wieder im Flieger zu sitzen. Die Maschine hob pünktlich ab, und entgegen vieler kritischer Meinungen waren wir mit EasyJet rundum zufrieden. Die Snacks und Getränke schmeckten und waren günstiger als das Zeug, das im Flughafenrestaurant angeboten wird. Der Service war einwandfrei, alles lief wie am Schnürchen. Da kann sich manche Top-Airline eine Scheibe abschneiden.

Beim Blick hinunter auf die schnell kleiner werdende Landschaft fiel mir auf, dass es bei uns doch auch ganz hübsch war, sogar zu dieser Jahreszeit, und von diesem Blickwinkel aus.

Dann zogen sich aber bald immer mehr Wolken zusammen, und schnell war nicht mehr viel zu sehen.

Na dann befasse ich mich eben mit dem „InSeat-Entertainement“. Ich hörte fasziniert den Flight Attendants zu, wie sie fliessend in allen verlangten Sprachen drauflos parlierten. Ich konnte Französisch, Deutsch, Englisch und Dänisch auseinanderhalten. Hinter uns hockten noch ein paar laute Russen, die mir aber ziemlich auf die Nerven gingen mit ihrem lärmigen und vulgären Gehabe. Einer von diesen Pöblern hat sich sogar seiner Schuhe entledigt und seine stinkenden Käsetreter links und rechts an meinem Rückenlehne vorbei nach vorne zu strecken versucht… Zum Glück waren seine Zehen zu fett oder die Lücke zwischen den Sitzen zu schmal, jedenfalls kam er nicht ans Ziel… trotzdem hing die Giftwolke nun über mir…

Und dann kam auch schon unser Snack: ein Chia- und Goji-Riegel mit Kokos-Wasser und ein Falafel-Wrap für Suman. Der käsige Stinkedampf war dann auch schnell verflogen, sodass wir unser Superfood richtig geniessen konnten. Anschliessend vertiefte ich mich in einen Roman und Suman verschlief den Rest des 1 1/2-Stündigen Fluges.

Über Kopenhagen angekommen wagte ich wieder einen Blick nach draussen, und siehe da, hoch oben im Himmel über der Stadt erstrahlte die Welt in herrlichem, glitzerndem Sonnenschein.

Tja und jetzt mussten wir da runter, durchtauchen durch dieses Wolkenmeer, und unten würde uns nichts Gutes erwarten. Oh wie sehr wünschte ich mir, die Vorstellung von federnden Wolkenmatratzen würde Realität werden. Eigentlich müssten diese unter uns schwebenden Wattebäusche doch kuschelig weich und hyggeligt sein (ha! ich kenn das wichtigste dänische Wort: gemütlich). Und dann ging’s runter in die kalte raue Wirklichkeit des dänischen Winters. Es war nichts zu spüren, kein Rütteln, kein Rumpeln. Wir sanken einfach hinein in das Wattemeer und hindurch bis nach unten in die graue trübe Welt der Realität.

Nicht wirklich attraktiv oder? Also ehrlich gesagt hätte ich ja schon einen etwas freundlicheren Empfang erwartet, aber man muss wohl nehmen was da so kommt…

Wir landeten pünktlich, durften dann aber ziemlich lange auf unser Gepäck warten. Das spielte jedoch keine grosse Rolle, da wir ja heute eh nicht mehr viel vor hatten. Als unser Koffer endlich auf dem Laufband gemütlich (hyggeligt) entlang ruckelte und wir ihn glücklich in Empfang nahmen, konnte es endlich losgehen. Wir tankten an der nächsten Kronenzapfsäule ein bisschen Bares und machten uns auf die Suche nach der Metro, was nicht weiter schwierig war. Wir hatten uns den City Pass für 72 Stunden zugelegt und konnten somit sämtliche öffentliche Verkehrsmittel, inklusive Hafenbusse (= Fähren) für die nächsten 3 Tage benutzen.

15 Minuten später stiegen wir am Kongens Nytorv aus und wurden erstmal von einem Live-Konzert einer hiesigen, uns unbekannten Rock-Band empfangen. Cool! Toller Sound! Schöne knorrige aber trotzdem volle Stimme. Gute Melodie!!! Trotzdem liess sich der eiskalte Wind nicht ignorieren. Also liefen wir schnell los in die vorher erfragte Richtung zum Nyhavn. Denn am sogenannten Neuen Hafen liegt unser Hotel, das 71 Nyhavn Hotel. Nachdem wir uns einige Zimmer anschauen  durften, landeten wir dann endlich im frisch renovierten Nebengebäude in einem Executive Room mit Blick zum Nyhavn und zum Stadtteil Christianshavn. Oh wie wundervoll! Vor allem die Aussicht:

Nyhavn

Nyhavn

Christianshavn mit dem Turm der Frelsers Kirke

Äusserst zufrieden mit unserem Zimmer machten wir uns gleich wieder auf den Weg, um das geeignete Lokal für unser erstes dänisches Abendessen zu suchen. Mit dem Nyhavn direkt vor der Haustüre sollte das ja nicht weiter schwierig sein, denn hier reiht sich ein Restaurant an das andere. Aber irgendwie war uns nicht danach, schon hier einzukehren, wollten wir doch noch ein bisschen mehr sehen von Kopenhagen. Allerdings gestaltete sich das dann doch ziemlich schwierig, da alles ziemlich düster war. Auch nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit hätten gewöhnt haben müssen, gelang es uns nicht, mehr zu erkennen. Hier gab’s überall nur schummrige Funzeln, deren Licht nirgendwo hin reichte. Also stolperten wir ca. 1 km der Strasse entlang bis Suman ein winzig kleines Thai-Take-Away namens Suphan entdeckte. Da er hier eh nicht mehr wegzukriegen war, haben wir uns also für ein dänisches Thai-Dinner entschieden. Drinnen war alles hell erleuchtet, und wir konnten den beiden Thai-Frauen gleich bei der Zubereitung unseres Abendessens zuschauen. Suman wählte ein Rotes Entencurry und für mich gab’s leckeres Yum Wun Sen (ein Glasnudelsalat mit Gemüse und Garnelen und ziemlich viel Chili). Da wir das Essen nicht zurück ins Hotel tragen wollten, setzten wir uns an einen der beiden vorhandenen Plastiktische und verzehrten unser erstes Kopenhagen-Dinner in diesem ungemütlich kalten und zugigen Mini-Lokal. Die bestellten Gerichte schmeckten aber so fantastisch, dass uns die eher widrigen Umstände überhaupt nicht störten. Wir blieben allerdings nicht länger als nötig sitzen und kehrten nach einem kleinen Verdauungsspaziergang wieder in unser Hotel zurück.

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Du musst Dich noch etwas gedulden. Reisen und gleichzeitig schreiben krieg ich noch nicht so richtig hin. Aber ich geb mir Mühe…

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