Linn – von einer der grössten Linden in ganz Europa und dem höchsten Wasserfall des Kantons Aargau…

Die Linner Linde

Auf die Empfehlung einer lieben Freundin hin, hab ich mich aufgemacht, das wohl winzigste Örtchen Linn im Kanton Aargau zu erkunden. Natürlich nicht, ohne mich vorgängig im Internet etwas schlau zu machen. Fast fühlte ich mich in die USA versetzt, denn hier wird nur in Superlativen lauthals kundgetan, was sonst wohl leicht übersehen werden könnte.

Nun, da die Linner Linde aber tatsächlich recht imposant zu sein schien, wollte ich diese doch einmal besuchen. Der Umfang ihres mächtigen Stammes beträgt stolze 11 Meter. Und um ihr beachtliches Alter ranken sich diverse Legenden. Für die einen steht sie bereits seit 800 Jahren da und wacht über das Wohl der Linner, für die anderen wurde sie erst im 17. Jahrhundert vom einzigen Pestüberlebenden gepflanzt.

Und ja, sie fällt schon von Weitem auf, wie sie da in einer von Getreidefeldern dominierten Landschaft über dem Weiler Linn thront.

Gleich bei der Linde gibt’s einen Parkplatz und eine Autobus-Haltestelle, was die Atmosphäre rund um den herrlichen Baum dann doch wieder ziemlich beeinträchtigt. Trotzdem schnappte ich mir das letzte freie Parkfeld und wollte eigentlich als erstes zur wunderschönen Linde hinüber. Aber da waren so viele Leute, die unter der riesigen Baumkrone herumwuselten und lärmend ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen, sodass ich mich zuerst mal auf die Suche nach dem viel gepriesenen Natur- und Kulturweg Linn begab.

Natur- und Kulturweg Linn

Der Weg führt erst durch den winzigen Weiler, dessen Häuser und Höfe liebevoll gepflegt und mit allerlei Pflanzenpracht dekoriert werden. Nach ein paar wenigen Schritten verlässt man das Dörfchen und spaziert nun einer Schotterstrasse entlang, durch Baumgärten und Kulturlandschaften zum Sagemülital hinunter. Dort gibt’s dann den höchsten Wasserfall des Kantons Aargau zu bestaunen. Anschliessend geht’s durch ein Waldstück und über Wiesen und Felder wieder zurück zur Linde.

Also los geht’s:

Im Sagemülital angekommen, machte ich mich gleich auf die Suche nach dem viel gerühmten Wasserfall, der doch tatsächlich der höchste Wasserfall des gesamten Kantons Aargau sein soll. Tja also, als ich das adrette Rinnsal schliesslich entdeckte, musste ich dann doch lachen. Er war ja schon ganz hübsch anzusehen, dieser höchste weil wahrscheinlich einzige Aargauer Wasserfall, aber sein Anblick entsprach nun wirklich nicht der pompösen Beschreibung, welche mich hierher gelockt hatte….

Aber eigentlich spielt das hier überhaupt keine Rolle. Weder die zugegebenermassen imposante Linde noch der Wasserfall sind die wirklichen Highlights dieses Rundweges. Der tatsächliche Höhepunkt des Linner Natur- und Kulturwegs ist die herrliche, abwechslungsreiche Umgebung, in der man auf Schritt und Tritt Neues entdecken kann. Also bin ich beim Steinbruch rechts abgebogen und in den wunderschönen schon fast märchenhaft anmutenden Wald hineinspaziert.

Wie in einem Feenwald fühlte ich mich. Fast erwartete ich, winzige Tinker Bells auf der zauberhaften Waldwiese von Orchidee zu Orchidee flitzen zu sehen. Ja, der Waldboden war übersäht mit auf den ersten Blick ziemlich unscheinbaren wilden Orchideen. Erst bei näherem Hinsehen entfalteten die filigranen Blütenstände ihre wahre Pracht.

Und immer wieder stiess ich auf hübsche Wildrosen. Auch die ersten Walderdbeeren blinzelten aus dem Unterholz hervor. Was für ein traumhaft schöner Wald…

Und dann ging’s auch schon wieder über Wiesen und Felder zurück zur Linner Linde. Der gesamte Rundweg ist ca. 4,5 km lang und jemand, der da einfach durchmarschiert ohne nach links und rechts zu schauen, benötigt bestimmt nur 1 1/4 Stunden. Ich hab mir sehr sehr sehr viel mehr Zeit gelassen, da ich sonst all die mich hier umgebende Schönheit gar nicht wirklich wahrnehmen, geschweige denn geniessen kann. Also habe ich ganze 4 kurzweilige Stunden hier verbracht, um nur ja alles in mich aufnehmen zu können.

Und als ich zur Linde zurückkam, war die ganze Meute, die da vor ein paar Stunden noch ihren Spass hatte, verschwunden. Also hab ich nochmal eine halbe Stunde damit verbracht, diesen riesigen Baum von allen Seiten zu bewundern und die von ihm ausgehende Energie zu geniessen. Ausserdem stand die Linde gerade in voller Blüte und strömte diesen wunderbaren Duft aus, der mich noch heute an den Garten meiner Grosstante in Österreich erinnert. An jene Linde, welche es heute nicht mehr gibt, war vor Jahrzehnten eine Hängematte aufgeknüpft worden. Und da drin verbrachte ich damals gefühlt einen ganzen Sommer, immer umgeben vom herrlichen Duft der Lindenblüten…

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