
Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, mich mit der Kälte des Nordens abzugeben, während hier rings um mich herum der Frühling ausbricht und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen sanft über meine nackten Arme streichen. Während ich also über den kalten schönen Norden schreibe, sitze ich in meinem kleinen Frühlingsparadies auf dem Balkon, lasse mir den betörenden Duft der Glyzinie um die Nase tanzen und höre dem fleissigen Summen der zahlreichen Bienen zu.
Und irgendwie wollen die Erinnerungen an Malmö gar nicht so richtig wach werden. Kaum versuche ich meine Gedanken in Richtung Kopenhagen und Malmö auszustrecken, zucken sie gleich wieder zurück in die wohlige Wärme der hiesigen Gefilde.
Nun möchte ich aber doch unseren letzten Städtetrip zum Abschluss bringen und Euch von Malmö erzählen. Also los, einmal kurz die Fotos anschauen und auf mich wirken lassen, und schon bin ich wieder im eisigen Norden.
Am einzigen trockenen und klaren Tag, der uns in Kopenhagen vergönnt war, beschlossen wir, einen Ausflug nach Malmö in Schweden zu machen. Das geht ganz einfach seit vor ca. 15 Jahren die Øresund-Brücke erbaut wurde.
Vom Turm von Schloss Christiansborg aus hat man einen schönen Blick auf die imposante Øresund-Brücke. Und wenn man ganz genau hinschaut, kann man in der Ferne sogar Malmö entdecken. Auf dem nachfolgenden Foto erscheint am Horizont von der Mitte aus etwas links Malmö!! Eventuell hilft es, das Foto etwas zu vergrössern…
Und es lohnt sich tatsächlich, das hübsche Städtchen zu besuchen, vorausgesetzt man macht nicht eine der angebotenen Kaffeefahrten mit. Wir sind also am Vormittag losgezogen, haben uns die Metro zum Flughafen geschnappt und von dort den Zug über die Brücke nach Malmö bestiegen. Für eine einfache Fahrt Kopenhagen Flughafen – Malmö mussten wir den Automaten mit 110.- dänischen Kronen füttern. Und sobald die Maschine unsere Tickets ausgespuckt hatte, stiegen wir eine lange Treppe hinunter zu den Geleisen, wo der „Schweden-Zug“ bereits auf uns wartete. Hier mussten wir uns aber erst bei Security-Leuten ausweisen bevor wir einsteigen durften. Also Ausweis nicht vergessen, denn ohne Pass oder Ausweis kommt Ihr nicht nach Schweden. In Schweden selbst gab’s aber keine Ausweiskontrolle mehr. Und auch zurück nach Kopenhagen kamen wir wieder ohne Kontrolle.
Nun sassen wir also im Zug nach Schweden und fuhren lange Zeit erst durch die Dunkelheit eines Tunnels, um dann plötzlich in helles Licht getaucht über das Meer zu gleiten. Von der Brücke ist vom Zug aus nicht viel zu sehen ausser den vorbeiflitzenden Metallbalken.
Die Fahrt dauert nich lange und von Schweden sieht man auch nicht wirklich viel, denn sobald die Brücke wieder Land berührt, taucht der Zug erneut in die Dunkelheit eines Tunnels ab. Nach ca. einer halben Stunde kamen wir in Malmö an und liessen uns von einer wild ruckelnden Rolltreppe wieder hinauf in die oberirdische Welt tragen.
Kaum hatten wir das Bahnhofsgebäude verlassen, schlug uns ein heftiger, eisiger Wind entgegen. Trotzdem machten wir uns auf den Weg, das kleine Städtchen zu entdecken.

Hauptbahnhof von Malmö
Allzu lange hielten wir es draussen jedoch nicht aus, da mein Göttergatte schon wieder vom Hunger getrieben ein geeignetes Restaurant suchte. Natürlich fanden wir auch hier einen kleinen Thai-Shop, wo wir uns günstig und lecker satt essen konnten. Gestärkt wagten wir uns wieder hinaus in die Kälte und watschelten weiter durch das hübsche Städtchen.
In Malmö fiel mir schnell auf, wie freundlich und offen die Menschen waren. Jeder mit dem wir in Kontakt kamen, hatte ein Lächeln für uns übrig und quasselte gleich fröhlich drauflos. Ich empfand schon die Kopenhagener als um einiges freundlicher als die oft distanzierten und griesgrämigen Schweizer. Aber hier in Malmö musste ich all die mitgebrachten Vorurteile über die Eiseskälte der nordischen Mentalität ganz schnell über Bord werfen. Zumindest hier in Malmö scheint jeder das Leben und seinen Job zu lieben. Die Menschen hier sind ausnahmslos alle so herzlich und aufgeschlossen, dass man die klimatische Kälte leicht für eine Weile vergessen kann.
Allerdings nicht allzu lange… hier wehte der Wind so stark, dass man aufpassen musste nicht hinzufallen, denn beim Gehen blies der Wind einem einfach die Beine unterm Hintern weg.
Auch viele der parkierten Fahrräder konnten dem aggressivem Rütteln und Reissen des Windes nicht lange standhalten, und wurden unsanft zu Boden geworfen.
So hatte Suman dann auch bald keine Lust mehr, sich sein Herz bloss von der Freundlichkeit der Menschen hier erwärmen zu lassen, und stürmte eiligst zurück in die windgeschützten Hallen des Malmöer Hauptbahnhofs.
Ganze 3 Stunden hatten wir es in Malmö ausgehalten, und so waren wir bereits am Nachmittag wieder zurück in Kopenhagen, wo wir das ausnahmsweise trockene Wetter nutzen wollten, um noch nicht entdeckte Ecken Kopenhagens zu besichtigen. Wir verliessen die Metro in Christianshavn und steuerten gleich als erstes die Vor Frelsers Kirke an. Ich wollte jetzt endlich auf den schicken Turm hoch und auch diesen Ausblick auf die Stadt und den Hafen noch geniessen. Heute traute ich mich das, da es ja nicht regnete und es somit kein Problem geben sollte bei der Besteigung der schmalen Aussentreppe. Aber dort angekommen erwartete mich eine herbe Enttäuschung. Die Kirche war geschlossen wegen irgendeiner Privatveranstaltung und der Turm war eh gesperrt während des Winters. Am Samstag sollte er wieder öffnen und für Besucher zugänglich sein. Wir flogen aber morgen Donnerstag nach Hause…. Meine Kamera stieg dann auch gleich aus, und mochte keine Bildchen von der Kirche mehr scharf stellen. Diese sah aber aus der Nähe eigentlich auch gar nicht mehr so speziell aus. Nur die Turmspitze sieht aus wie vom Zuckerbäcker gebaut. Darunter erhebt sich ein ganz banales Backsteingebäude, und den Turm oben drauf kann man von unten auch nicht wirklich bestaunen.
Wir spazierten also weiter und nach ein Metern funktionierte meine Kamera plötzlich wieder, und der Turm der Vor Frelsers Kirche erstrahlte aus dieser neuen Perspektive auch wieder im besten Licht.
Wir schlenderten weiter durch den Stadtteil Christianshavn und genossen die letzten Eindrücke, die uns Kopenhagen schenkte.
Am nächsten Tag ging es nach dem bereits beschriebenen erneuten Besuch des Copenhagen Streetfood Markets zurück zum Flughafen. Wir erreichten die Metro gerade noch trockenen Fusses. Und dann öffnete der Himmel seine Schleusen und liess alles auf einmal an Regen und Schnee auf die Stadt herunter, was er sich in den letzten 1 1/2 Tagen aufgespart hatte. Wir mussten ja nicht mehr raus, also störte uns das Wetter nicht weiter. Jedenfalls im Moment nicht… Nachdem wir all unsere Kronen in den Flughafenshops liegen gelassen haben und es Zeit war unser Gate aufzusuchen, wurden wir darüber informiert, dass unser Flug Verspätung haben würde, wegen Doris, die gerade über Grossbritannien ihr Unwesen trieb. Als wir dann aber doch nur 1 Stunde verspätet einsteigen durften, legte der Himmel nochmal kräftig nach. Es schüttete in Strömen und wir mussten zu Fuss über das offene Flugfeld zum Flieger tippeln. Es gab keinen Bus und schon gar kein Fingerdock. Und zu allem Überfluss gab’s auf der Treppe hinauf zur Einstiegsluke auch noch einen Stau, sodass wir pitschnass auf unseren Plätzen ankamen. Vor Kälte zitternd sassen wir nun auf unseren Sitzen und wollten nur noch nach Hause. Aber es ging noch immer nicht los. Irgendetwas stimmte mit der Hydraulik der Motoren nicht oder so. Es musste erst der Techniker gerufen werden, der den Defekt beheben sollte. Immerhin wurden die Türen jetzt endlich geschlossen und die Heizung angeworfen. Jedenfalls wurde es schnell wärmer und wir konnten aufhören zu zittern. Draussen tobte mittlerweile ein richtiger Schneesturm, und so konnten wir auch nach der erfolgreichen Reparatur der Hydraulik immer noch nicht starten, sondern mussten noch auf die Enteisungsfahrzeuge warten.
Diese mussten die Tragflächen unseres Flieger erst noch von Eis und Schnee befreien, was ja ganz interessant anzusehen war, aber uns riss langsam der Geduldsfaden, und wir mochten uns um nichts mehr kümmern als um unseren Heimflug. Und dann endlich ging’s los. Der Flug verlief ruhig und angenehm, nur beim Landeanflug wurden wir ziemlich heftig hin und her geschaukelt… ob Doris wohl ein paar Ausläufer nach Basel geschickt hatte? Ach egal. Wir sind mit 2 1/2 Stunden Verspätung aber glücklich und gesund wieder zuhause angekommen….
Kopenhagen ist eine wunderschöne, sehr moderne und innovative Stadt. Ich werde bestimmt irgendwann wiederkommen, dann allerdings im Sommer…