Monsanto – noch portugiesischer geht nicht…

Keine Ahnung warum, aber dieser Ort wurde zum portugiesischsten Dorf ganz Portugals gewählt, eigentlich zu Unrecht, wie ich finde! Denn Monsanto ist so aussergewöhnlich wie einzigartig und somit eigentlich gar nicht typisch portugiesisch. So ein Dorf wie Monsanto gibt es wohl kein zweites Mal in Portugal! Ausserdem gehört es zu den 12 schönsten historischen Dörfern Portugals, und es liegt knapp eine Autostunde vom Hotel Rural El Sosiego in der Sierra de Gata entfernt. Also wenn doch Portugal schon so nah ist, dann muss ich wohl dahin!

Wieder vollbepackt mit allen Tips und Tricks von Fermín bin ich gegen Mittag losgefahren. Schon bald überwältigte mich der Anblick der fantastischen Landschaft rund um mich herum. Die Täler wurden weiter und die Berge gingen in sanfte Hügel über. Ich war komplett alleine unterwegs. Und plötzlich fühlte ich mich wieder wie in Montana, als wolle sich meine Seele ausbreiten und in die wunderbare Landschaft hinein fliessen. Ein herrlich friedvolles und ruhiges Gefühl. So als sei einfach alles gerade in dieser Sekunde genau richtig. Alles stimmt. Alles ist gut! So kann’s für immer bleiben! Das tut’s natürlich nie, aber das spielte keine Rolle mehr. Von da an wusste ich, dass ich noch viele solcher zutiefst glücklichen Momente in Extremadura erleben würde. Ich war definitiv zurück in meiner zweiten oder vielleicht wahren Seelenheimat!

Noch ganz in meinem ganz persönlichen Glücksrausch versunken, die weite prächtige Landschaft um mich herum geniessend, kam ich in Monsanto an. Ich wusste von Fermín, dass ich irgendwo „unten“ auf einem grossen Parkplatz parken musste, da man „oben“ nirgends parkieren könne und auch sowieso fast überall ein allgemeines Fahrverbot galt. Also fuhr ich auf den nächstbesten grossen Platz bevor es den Berg hoch ging und schaute mich da um. Es gab keine Parkfelder, und es standen auch noch keine anderen Autos da. War das wirklich der besagte Parkplatz? Ein alter Mann, der neben einem Hauffen duftender Zitronen hockte, musste mir meine Verwirrung angesehen haben, denn er rief mir zu, ich könne mich hier überall hinstellen. Ich hätte noch freie Wahl. Also parkte ich neben einem idyllischen Bänkchen unter einem Zitronenbaum. Und da kam der alte Mann auch schon mit einem Sack voller Zitronen auf mich zu… Ich könne dort vorne nochmal auf’s Klo, wenn ich denn müsste, und dann würde er mir empfehlen, den Weg „hinten rum“ hinauf ins Dorf zu nehmen, der sei viel schöner als die Hauptstrasse! Und hier noch was zur Erfrischung!! Vielen Dank, beschied ich ihm. Aber die würde ich ihm gerne abkaufen, sobald ich wieder zurück bin. Denn im Auto hätten sie zu heiss und auf den Berg rauf schleppen wollte ich sie auch nicht. Er tippte sich zum Gruss an seine Schirmkappe und setzte sich wieder neben seinen Zitronenhauffen.

Nach der offerierten Pipi-Pause und einem erneuten Zuwinken des Zitronenmännleins machte ich mich dann also an den Aufstieg… In der Zwischenzeit war’s hier richtig heiss geworden und mir lief der Schweiss schon nach ein paar Schritten in Strömen aus allen Poren. Oh mein Gott, auf was hatte ich mich da bloss eingelassen. Aber ich machte es wie immer… zwei drei Schritte gehen und dann wieder ganz konzentriert fotografieren… so kam ich zwar erst nach über einer Stunde oben an, hatte dafür jedoch die Speicherkarte meiner Kamera voller toller Bilder. Und Ihr könnt Euch jetzt diese Traumlandschaft in aller Ruhe und völlig ohne Anstrengung anschauen. Geniesst es!!!

Und dann war ich endlich zumindest am unteren Dorfrand angekommen. Oh wow!!! Die Aussicht ins Tal hinunter war schon unterwegs mit jedem Schritt atemberaubender geworden, aber was mich hier oben erwartete, verschlug mir nun vollends den Atem. Die Anstrengungen hier hinauf zu klettern hatten sich tatsächlich gelohnt. Die Aussichten, welche sich mir hier oben boten, übertrafen alles was ich bis jetzt sehen durfte. Und auch das Dorf selber ist sensationell! Die Häuschen kleben eingeklemmt zwischen riesigen Felsblöcken am steilen Hang, sodass man den Eindruck hat, sie könnten jederzeit mit samt den Felsen ins Tal hinunter purzeln.

Am oberen Ende von Monsanto angekommen, gönnte ich mir dann aber doch eine anständige Verschnaufpause in einem der winzigen Restaurants. Ich mochte zwar nichts essen, bestellte mir aber ein Wasser mit ein paar Oliven und Käsewürfeln. Ach göttlich!!! Und dazu diese herrliche Aussicht!! Himmlisch!!! Hier oben fühlt man sich fast wie auf einer Insel, abgeschnitten vom Rest der Welt, der sich tief unter Dir in alle Himmelsrichtungen ausbreitet.

Aber es sollte noch besser kommen. Noch war ich nicht ganz oben angekommen. Ich wollte unbedingt noch zur Burgruine hoch, wenn ich schon mal da war… Also machte ich mich nach einer Weile wieder auf den Weg nach noch weiter oben…

Nach weiteren schweisstreibenden Anstrengungen stand ich dann endlich vor den uralten Ruinen. Imposant türmten sich die übrig gebliebenen Mauern zwischen den riesigen Felsen vor mir auf und zogen mich nun vollends in ihren Bann. Bereitwillig überliess ich mich mit jedem Schritt mehr der bis in die Gegenwart ragenden Gerippe der Vergangenheit.

Irgendwann am späten Nachmittag hatte ich dann genug… Nicht von der herrlichen Aussicht hier oben und auch nicht von der eigentümlichen immer noch in der Vergangenheit gefangenen Atmosphäre… Aber ich wusste, ich musste den ganzen Weg wieder zurück und runter zu meinem Auto. Meine Knie begannen schon nur beim Gedanken daran zu schmerzen…

Also machte ich mich langsam an den Abstieg…

Gegen Ende des langen Weges hatte ich nicht mal mehr genug Energie, um Fotos zu machen. Ich wollte nichts mehr sehen und hören, nur noch endlich zurück zu meinem Auto, das brav unter dem Zitronenbäumchen auf mich wartete. Und endlich unten angekommen, war ich fix und fertig… Eigentlich hätte ich ja noch gerne Idanha-a-Velha besucht, ein weiteres der 12 schönsten historischen Dörfchen Portugals und ganz hier in der Nähe gelegen, aber ich wollte nur noch zurück ins El Sosiego, wo zum letzten Mal ein leckeres Abendessen auf mich wartete.

Morgen würde ich weiterreisen und diesen traumhaft schönen Ort verlassen müssen… Aber ich wusste ich werde wieder kommen….

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Eva,einmal mehr haben wir Deinen tollen Bericht gelesen und Deine schönen Bilder bestaunt.
    Vielen Dank dass Du uns anDeinen Reisen teilhaben lässt
    Liebe Grüsse aus Locarno senden Dir Brigitte und Hans.

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