Montana – Neujahr im Paradies

Ein herrlich ruhiger Silvesterabend neigte sich dem Ende zu. Und eigentlich wär’s das jetzt gewesen, wenn uns das süsse kleine Häuschen meiner Gastgeber nicht mit einer eher unfreundlichen Innentemperatur von lediglich 10°C empfangen hätte. Zum Glück hatte ich noch ein paar Schichten mehr mitgebracht, in welche ich mich packen würde, um einigermassen warm zu haben. Aber gemütlich würde es hier drin heute Nacht nicht mehr werden. Und als meine Gastgeber mir offerierten, zurück nach Livingston zu fahren und dort in der Hütte neben dem ehemaligen Standort meiner Präriebox zu übernachten, willigte ich begeistert ein. Oh wow, ich würde jetzt gleich wieder „nach Hause“ in mein Paradies fahren.

Die Strassen waren komplett vereist, es war stockdunkel und ich hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Aber sobald ich die Interstate verlassen konnte und ich mich auf meinem heiss ersehnten Heimweg befand, war alle Müdigkeit verflogen. Überglücklich steuerte ich meinen Wagen die tiefverschneite gewundene Strasse zu meinem Paradies hinauf. Ich benötigte hier keinen Navi mehr und auch keinen Lotsen. Hier befand ich mich in vertrauter Umgebung und würde den Weg auch blind wieder finden…

Um exakt 00.05 lagen wir in den Betten, warm eingemummelt in dicke Decken und vom kräftig arbeitenden Heizlüfter angestrahlt. Morgen würde ich mein verspätetes Weihnachtsgeschenk auspacken dürfen… morgen würde ich noch einmal durch mein Prärieparadies spazieren…

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die kleinen Fenster in die Hütte drangen, hielt ich es nicht mehr länger aus. Ich sprang aus den Federn und rein in Klamotten und Stiefel, und raus ging’s in mein so lange vermisstes Seelenparadies…

Die Sonne strahlte vom herrlich blauen Himmel auf die unter einer dicken Schneedecke begrabene Landschaft herab und erwärmte die eiskalte Morgenluft. Ich blieb anfangs auf den Schotterstrassen, da ich mir nicht sicher war, ob ich mir einen Weg durch die verschneite Prärie bahnen konnte. Ausserdem fiel mir die Orientierung noch etwas schwer, da mein ehemaliger Fixpunkt, die Prärie-Box nicht mehr da war. Und andere bei meinem ersten Besuch im Mai 17 angepeilten Orientierungspunkte waren vom Schnee verschluckt worden. So wirkte hier alles sehr vertraut und wohl bekannt und doch seltsam fremd und unwirklich.

Aber schon bald spürte ich, wie ich mich mit jedem Schritt wieder mit meiner Seelenheimat verband. Ganz selbstverständlich wusste ich wieder, wo ich mich befand und wohin ich gehen musste.

Auch die majestätischen Bergketten, die diesen magischen Ort einrahmten, schienen mir den richtigen Weg weisen zu wollen. Im Bild unten ist die Bridger Mountain Range zu sehen…

Drehte ich mich um und blickte in die entgegengesetzte Richtung, so hatte ich die Absarokas im Blick.

Und schaute ich quer über die Prärie dorthin, wo einmal mein Container-Paradies stand, so waren da noch immer unverändert präsent die Crazy Mountains.

Und dann konnte ich es mir nicht mehr länger verkneifen. Ich stieg unter dem Zaun durch und stapfte glücklich durch den jungfräulichen Schnee. Ausser ein paar Tieren hatte hier noch niemand seine Spuren hinterlassen.

Oh wie sehr genoss ich das Wiedersehen mit meinem ganz persönlichen Paradies. Über zwei Stunden stapfte ich durch die Prärie und versuchte, die mich umgebende Energie in mich aufzusaugen. Wusste ich doch, dass ich gleich nach meinem Spaziergang wieder zurück nach Belgrade musste. Aber hier noch einmal alleine in der Weite von Montanas Prärie sein zu können, noch einmal diese tiefgreifende Verbundenheit spüren zu dürfen, war das grösste Geschenk, das man mir hatte machen können.

Obwohl ich wusste, dass ich hier wohl nie wieder herkommen würde, verliess ich diesen für mich so magischen Ort glücklich und leichten Herzens. Denn jetzt trug ich diese Magie in mir und spürte sie auch überall sonst in diesem herrlichen Land…

hier geht’s weiter…

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