Olympic Peninsula – Hurricane Ridge & 2nd Beach

Und wieder erstrahlte die Olympic Peninsula im warmen Licht der Sonne. Soviel Glück mit dem Wetter hatten wir nicht erwartet, schien doch hier die Sonne kaum je hinter den dichten Wolken hervorkommen zu wollen, denn dieses Gebiet hier ist als die regenreichste und sonnenärmste Gegend der gesamten USA verschrien. Deshalb haben sich doch laut Stephenie Meyers die ganzen Vampire hier eingenistet. Nun, wohl dank des Sonnenscheins bekamen wir weder diese noch deren Spuren zu Gesicht, dafür aber fantastische Ausblicke in die umliegenden Landschaften.

Und so sind wir, nachdem wir alle unsere Sachen ins Auto gepackt hatten, wieder in Richtung Port Angeles aufgebrochen. Dort angekommen haben wir gleich das Visitor Center des Olympic National Parks  angesteuert, den Annual Pass für die US-National Parks erstanden und uns mit Info-Material eingedeckt. Die Dame am Schalter wirkte erst ziemlich gelangweilt und eher unfreundlich, liess sich dann aber doch dazu herab, mir bezüglich des National Park Passes einen Tipp zu geben. Auf der Rückseite des  Annual Passes können zwei Personen unterschreiben. Und das müssen nicht unbedingt die momentanen Besitzer sein. Es reichte also, wenn ich für uns zwei unterschrieb und den Platz für die zweite Unterschrift freiliess. So könnte innerhalb eines Jahres jemand anderes den Pass nutzen, der nicht mit mir zusammen reiste.  Wenn also jemand innerhalb der nächsten Monate in die USA reist und National Parks besuchen möchte, bitte melden. Allerdings möchte ich die Karte wieder rechtzeitig zurückhaben, da ich im Mai wieder abheben werde, um in meine Traumwelt abzutauchen.

Dann ging’s weiter hinauf auf die Hurricane Ridge auf ca. 1600 m Höhe. Eigentlich hatte ich hier oben kühle Temperaturen erwartet und mich deshalb auch entsprechend eingepackt. Schliesslich liegt hier immer noch stellenweise Schnee. Aber als wir aus dem Auto ausstiegen, empfingen uns eine wunderbare Wärme und herrliche Ausblicke auf die fantastische Umgebung. Schnell entledigten wir uns einiger der warmen Schichten und machten uns dann zu Fuss auf, um die Gegend hier oben zu erkunden. Die ersten Schritte führten uns natürlich erstmal wieder ins Visitor Center, wo wir uns anhand der vielen Info-Tafeln und Wanderkarten orientieren konnten. Nachdem auch die „Restrooms“ inspiziert und benutzt worden waren, haben wir uns auf eine kleine Rundwanderung gemacht.


Eigentlich sieht’s hier oben ja ganz ähnlich aus wie in den Schweizer Bergen… aber irgendwie dann doch wieder nicht. Hier ist alles grösser, weiter, grandioser, wilder… Was aber definitiv ganz anders ist: der unendlich weite Blick in unberührte Natur. Sowas kann ich in der Schweiz nirgendwo erleben. Hier gibt’s weit und breit, keine Häuser, keine Strom- oder Telegraphenmasten, überhaupt nichts erinnert an die „zivilisierte“ Welt. Und das aus gutem Grund: hier fiel mein Blick auf Täler und Berge, wo tatsächlich noch kein Mensch seine Spuren hinterlassen hatte. Wir standen hier oben so quasi am Rand der Zivilisation. Gleich daneben begann die unendliche Wildnis.



Und obwohl es hier oben eben doch noch sehr viel Zivilisation gab, und mit ihr sehr viele Touristen, schlenderten hier Rehe völlig unbeirrt durch die Landschaft. Sie schienen sich nicht an den vor Begeisterung quietschenden Menschen zu stören und grasten gemütlich weiter. Sie hoben nicht mal den Kopf, oder drehten die Ohren in unsere Richtung. Wir waren einfach nicht da für sie…


Die Hurricane Ridge hat ihren Namen übrigens von den meist während der harten Winter über die Bergkuppe brausenden Stürmen. Viele Baumspitzen können dem vielen Schnee und den starken Winden nicht standhalten, und so prägen jedes Frühjahr wieder neue „geköpfte“ Tannen die Landschaft.









Nachdem wir uns hier oben satt gesehen und das mitgebrachte Mittagessen verzehrt hatten, sind wir wieder runter vom Berg und durch dichte dunkle Wälder nach Forks gefahren. Ja genau, Forks! Wahrscheinlich hat hier vor der Twilight-Hysterie niemand hergefunden. Schade eigentlich, denn auch als Nicht-Vampir kann man das winzige Kaff ansteuern und als Basis-Station für weitere Erkundungen nutzen. Der Weg führte am Lake Crescent vorbei, einem mitten im Wald gelegenen tiefblauen See. Hier wollten wir jedoch keinen Stopp einlegen, da wir heute noch an den Strand von La Push wollten. Nach knapp 2 Stunden Fahrt sind wir im Pacific Inn Motel in Forks angekommen, haben schnell eingecheckt und sind dann gleich weiter nach La Push zum Second Beach. In Forks und auch in La Push erinnert übrigens nichts mehr an die Twilight-Filme. Der Boom scheint nachgelassen zu haben und die Leute hier haben alles wieder weggeräumt. Auch gut, hier wurde kaum gedreht, und es gibt somit eh nichts wieder zu erkennen.

La Push und der First Beach liegen innerhalb der Quilieute-Reservation, welche wir heute ausgelassen haben, während Second und Third Beach zum Olympic National Park gehören. Wer sich über die Quilieute informieren möchte, kann sich hier etwas einlesen. Den Parkplatz für den Second Beach fanden wir schnell, aber dann mussten wir uns erst noch zu Fuss ca. 45 Minuten durch den Wald „kämpfen“, bevor wir mit dem Anblick des wohl schönsten Strandes der Welt belohnt wurden.

Eigentlich war’s ja auch im Wald wunderschön und ich hatte es nicht wirklich eilig da durch zu preschen. Viel lieber wäre ich gemütlich dem Weg entlang geschlendert und hätte  die besondere Atmosphäre in mich aufgesogen. Das spezielle Licht hier drinnen, die Farben, der herrliche Geruch nach Holz, Tannennadeln und Erde, die Geräusche dieser hier so leisen Welt, alles faszinierte und berührte mich zutiefst.


Monsieur allerdings hatte schon wieder schlechte Laune, da weit und breit nichts annähernd Städtisches zu entdecken und der tiefe dunkle Wald so gar nicht nach seinem Geschmack war. Als wir endlich am Strand ankamen und der Wald sich öffnete und den Blick auf das Meer freigab, war ich die einzige, die da staunend und ergriffen stehen blieb.


Der Herr sprang behände über die kreuz und quer den Strand versperrenden toten Baumstämme und liess mich mit Tasche und Fotoausrüstung zurück. Da ich nur halb so gross geraten war wie er, konnte ich nicht einfach über die Stämme hinwegspringen, wie er es mir gerade vorgemacht hatte. Und so suchte ich mir zuerst einen Weg zwischen dem Gewirr hindurch. Aber vergeblich… so würde ich nie einen Weg zum Wasser finden. Ich musste da also doch hinauf. Tja, aber bei mir lief das nicht so elegant ab. Mühsam kletterte ich auf den erstbesten Stamm hinauf… und auf der anderen Seite wieder runter… denn die Lücke bis zum nächsten Stamm war zu gross für mich, um einfach springen zu können. Es lagen da zwar einige Stämme quer drüber, aber die waren wackelig und würden mich eh wieder zurück in den Sand befördern, also versuchte ich erst gar nicht, über dieses Gewirr von zugegebenermassen wunderschön glattgeschrubbten Baumstämmen hinweg zu balancieren. Ich kletterte nun auf einen Baumstamm hinauf und wieder hinunter, auf den nächsten hinauf und wieder hinunter und wieder hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter… und so weiter und sofort. Immer wenn ich wieder oben angekommen war, hatte ich ich einen herrlichen Blick auf das Meer und den davorliegenden herrlichen Sandstrand… Eigentlich konnte ich froh sein, dass hier alles trocken war, denn bei Regen hätte ich diese Kletterpartie wohl gar nicht meistern können. Wenn die Stämme nass werden, verwandeln sie sich in reinste Rutschbahnen und ich wäre wahrscheinlich nicht mal auf den ersten hoch gekommen.

Endlich stand ich sicher auf Sand und nichts verbaute mehr meine Sicht auf die offene See, jedenfalls kein Schwemmholz mehr, nur noch die vorgelagerten Felsblöcke verzierten die herrliche Küstenlinie. Oh wie wunderschön.



Rauh und zerklüftet war der Strand hier. Die Luft war voller unbändiger Energie, und bald begann das Blut in meinen Adern zu kribbeln. Da die miese Laune meines Liebsten ja eh nicht mehr zu besänftigen war, und ich nun mal hier war und nur jetzt die Chance hatte, hier weiter einzutauchen in diese Zauberwelt, lief ich los und genoss es zutiefst, mich hier in dieser seltsamen Welt zwischen Land und Wasser zu bewegen. Ich tauchte ein in diese spezielle Twilight-Zone, verlor mich in Gedanken und Gefühlen. Vorsichtig setzte ich einen Fuss vor den anderen, denn ich behielt trotz all der Träumerei die Gezeiten im Blick.  Ich hatte mir ja extra dafür den für die hiesige Gegend geltenden Gezeitenplan heruntergeladen.

Eigentlich sah es so aus, als ob das Wasser abfloss, hinaus ins Meer. Und laut Plan herrschte ja auch Ebbe. Aber da das abfliessende Wasser immer mehr wurde und auch kein Bach oder Fluss auszumachen war, der ins Meer floss, fühlte ich mich immer unsicherer und wagte mich nicht mehr allzu weit hinaus ins Watt.  Vielleicht war ich auch hier wieder übervorsichtig, aber Himmel noch mal, das hier war nicht mein Zuhause, ich kannte mich hier nicht aus, und ich wollte nicht eins dieser Hühner sein, die regelmässig von irgendwelchen der Küste vorgelagerten Felsen gesammelt werden müssen. Ich tippelte also bald nur noch auf dem sicheren Sandstreifen hin und her und suchte nach den besten Blickwinkeln und der schönsten Sonneneinstrahlung, um die grossartige Stimmung irgendwie auf Fotos bannen zu können.















Ich hatte gerade die Kamera vor dem Auge als Herr Barua plötzlich durch das Blickfeld lief. Er hatte also seinen Hintern erhoben und trug ihn nun vergnügt durch die trügerisch liebliche Landschaft. Durch die Linse konnte ich immerhin erkennen, dass sein Gesicht entspannt war und er folglich seinen Spaziergang genoss… Vielleicht konnte ich ihn ja doch noch für die hier wirklich grandiose Natur begeistern.


Wie gerne wäre ich hier noch länger herum gestiefelt oder auch nur faul im warmen Sand gelegen. Aber es war schon relativ spät und ich wollte es nicht riskieren im Dunkeln durch den eh schon düsteren Wald zu unserem Auto zurück stolpern zu müssen. Ausserdem wollte ich Sumans Geduld nicht überstrapazieren und so machten wir uns auf den mühsamen Rückweg zum Parkplatz. Insgeheim schwor ich mir aber, hier noch in diesem Leben wieder herzukommen, und zwar alleine…



Wir fuhren im herrlich warmen Licht des Abends zurück zu unserer Unterkunft in Forks. Links und rechts säumte dichter Wald die Strasse. Trotzdem leuchtete die Umgebung hell im Sonnenlicht, und ich genoss es unser schickes Mietwägelchen durch die wunderschöne Landschaft steuern zu dürfen.

Bald darauf waren wir wieder zurück in Forks. Nach einem kurzen Pipi-Stopp in unserem Nachtquartier sind wir schnell über den Parkplatz zum The In Place gelaufen, einem typisch amerikanischen Diner, wo gute Hausmannskost serviert wird. Da ich keine grossen Erwartungen hatte, war ich positiv überrascht. Mein Steak war sehr lecker und auch Suman war zufrieden mit seinem Burger. Alles war frisch und gut zubereitet. Und so liessen wir den Tag genussvoll ausklingen und freuten uns auf die Highlights des nächsten Tages.

hier geht’s weiter…

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