
Nach einem späten aber ausgiebigen Frühstück im El Sosiego bin ich also wieder ins Auto gestiegen. Heute wollte ich nach San Martín de Trevejo, einem kleinen Ort nur ein paar Kilometer vom El Sosiego entfernt. Eigentlich wusste ich nur von dem Ort, da dort in der Nähe meine Traumfinca zum Verkauf steht. Die Finca selber konnte ich nicht mehr besuchen, aber zumindest das Dörfchen würde ich heute kennenlernen.
Gut von Fermín, dem Besitzer des El Sosiego, über die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten des winzigen Bergdorfes informiert, hab ich mich also auf den Weg gemacht. Sofort nach der Ankunft fand ich die ersten Hinweise bestätigt! Nämlich dass die ca. 800 Dorfbewohner ganz offiziell eine eigene Sprache sprechen: A Fala! In ihrer Sprache heisst das Dorf denn auch Sa Martin de Trebellu! Das Spital versteckt sich hinter dem Schild mit der Aufschrift: Centru Mecu u.s.w.



Desweiteren waren sämtliche von ihm empfohlenen Restaurants wie vorgewarnt noch geschlossen, und alle übrigen entsprechend ebenfalls… Aber egal, ich hatte eh nicht vor hier schon wieder einzukehren, nachdem ich eben erst ein zünftiges Frühstück genossen hatte.



Das Dörfchen lag wie ausgestorben vor mir. Nichts rührte sich! Nicht mal eine streunende Katze bekam ich zu Gesicht! Nun, dann konnte ich also in aller Ruhe dieses wie ein Freilichtmuseum wirkende uralte Bergdorf durchstreifen und erkunden.





























Zwischendurch hörte ich mal Leute hinter verschlossenen Türen und Fenstern diskutieren, aber ansonsten herrschte Totenstille, und ich begann mich langsam wie ein unerwünschter Eindringling zu fühlen. Sogar der winzige Spatz auf dem Fenstersims und ein weiterer auf dem Balkongeländer wie auch der Storch auf dem Kirchturm gaben keinen Mucks von sich. Dann kam mir in den Sinn, dass nicht nur die Touristensaison noch nicht eröffnet sondern auch noch Siesta-Zeit war.
Also machte ich mich wieder auf den Rückweg, der mich durch herrliche Landschaften, dunkle Kastanienwälder und an steilen Berghängen vorbei führte. An einem der tollen Miradores hielt ich an, um einen Blick ins Tal werfen zu können. Und noch bevor ich aus dem Auto ausgestiegen war erblickte ich am Boden im Gras einen Vogel, den ich aus meiner Kindheit aus einem Vogel-Bildband kannte aber noch nie zuvor in Natura gesehen hatte. Wow! Ein Wiedehopf!

Ich sass wie gelähmt im Auto und bestaunte gebannt den seltsamen Vogel! Eine unglaubliche Freude überkam mich! Das hatte doch bestimmt etwas zu bedeuten! Warum sonst sehe ich ausgerechnet hier in Extremadura den Lieblingsvogel aus meiner Kindheit zum allerersten Mal in meinem Leben? Oder warum hatte mich ausgerechnet dieser Vogel schon als kleines Kind so sehr fasziniert, dass ich mich über 50 Jahre später immer noch daran erinnere, obwohl ich ihn lediglich aus diesem uralten Bildband kenne?
Als der Wiedehopf zu seiner Freundin hüpfte und dann zusammen mit ihr davonflog, stieg ich endlich aus dem Auto, um doch noch ein wenig den wunderschönen Ausblick ins Tal hinunter zu geniessen.


Irgendwie wollte ich gar nicht mehr weg von hier… ständig hielt ich Ausschau nach dem hübschen Wiedehopf-Pärchen. Aber das würde sich wohl erst wieder blicken lassen, wenn ich längst über alle Berge war… Also machte ich mich auf nach Trevejo und seinem Schloss oder was davon noch übrig war. Aber davon erzähl ich Euch das nächste Mal…