Vannes – erste Erkundungen in der Bretagne…

Als wir endlich in Vannes und somit an unserem ersten Ziel in der Bretagne ankamen, war es schon später Nachmittag. Also ging es heute eigentlich nur noch darum, in unsere schicke Stadtwohnung einzuchecken und uns dann auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen. Und nachdem die ersten Streitereien mit den Nachbarn wegen der angeblich nur lärmend zu schliessenden Wohnungstür geklärt waren, machten wir uns auf den ca. 15 Minuten dauernden Spaziergang in die Altstadt von Vannes.

Da es mittlerweile schon recht dunkel war, hab ich das Fotografieren für einmal sein lassen und einfach nur bestaunt, was ich da alles zu sehen bekam. Allzu viel Zeit dafür blieb allerdings nicht, da der Hunger einen gewissen Mitreisenden schon wieder übellaunig werden zu lassen drohte. Aber herrje! Kaum ein Lokal hatte geöffnet, und so liefen wir weiter bis hinunter zum Hafen, wo dann doch das ein oder andere Restaurant auf Gäste wartete. Und eigentlich hätte ich ja gerne schon jetzt gleich bei meinem Top-Favoriten unter den bretonischen Spezialitäten zugeschlagen, nämlich bei der Galette Bretonne, aber in diesem speziellen Restaurant sass nun einmal niemand. Überhaupt niemand. Also traute ich der Sache nicht so recht, und wir setzten uns einfach eins weiter ins Nachbar-Lokal!!! Denn dieses schien gut besucht und somit lecker zu sein… War’s ja dann eigentlich auch, aber trotzdem: GROSSER FEHLER!

Da es trotz allem etwas bretonisches sein sollte für unser erstes Abendessen in der Bretagne, bestellten wir beide einen Salade à la Bretonne mit Blattsalat, Tomaten, Jakobsmuscheln und Andouille de Guéméné! Ja das klang super lecker und genau richtig für den heutigen Abend. Und als dann das freudig erwartete Mahl aufgetragen wurde, machte sich neben einem unverkennbaren Fäkalgeruch auch ziemlich viel Unsicherheit an unserem Tisch breit. Woher kommt denn dieser Gestank auf einmal? Wir schauten uns um, aber niemand schien sich daran zu stören. Also senkte ich meine Nase etwas meinem Teller und dort der seltsam trichterförmigen Wurstscheibe entgegen. Ja, leider war die Herkunft dieses äusserst unangenehmen Duftes hier eindeutig bestätigt. Yuck!!! Das kann ja wohl nicht wahr sein. Schnell hab ich nachgegoogelt, was es denn mit dieser Andouille auf sich hat. Dieses Ding wird aus Schweinegedärmen hergestellt und dementsprechend duftet es auch. Oh là là!! Naja, also dann, Augen zu oder besser Nase zu und durch!!! Und wow!!! Wie pervers!!! Der Gestank von Scheisse (man verzeihe mir die schnöde Ausdrucksweise) in der Nase und einen herrlichen Mix aus göttlichen Aromen im Mund. Das gibt’s doch gar nicht. Also ehrlich, diese Franzosen!!! Wir machten uns mit Hochgenuss und zugehaltener Nase über diesen wirklich sehr leckeren Salat her und verputzten alles bis auf’s letzte Krümelchen.

Und wunderschön anzusehen ist er ja auch oder? Und wären wir nicht ein paar Stunden später von Montezumas Rache eingeholt worden, welche auch noch über die nächsten paar Tage andauerte, hätten wir wohl noch ein paar mal zugelangt und uns diese doch recht widerwärtige Leckerei gegönnt. Aber da wir nicht wussten, was unsere Eingeweide dermassen malträtiert hatte, liessen wir ab sofort die Finger von allem mit Namen à la Bretonne!!!

Als wir es am nächsten Tag dann wieder wagten, uns etwas weiter von gewissen Örtlichkeiten zu entfernen, machten wir uns auf, die wunderschöne mittelalterliche Altstadt von Vannes zu erkunden.

Und weil uns halt schon bald trotz Magendrücken der Hunger wieder plagte und man sich ja für so eine anstrengende Stadtbesichtigung entsprechend stärken sollte, sind wir gleich wieder in einem verlockenden Lokal hängen geblieben. Dieses Mal kehrten wir allerdings in eine Crêperie ein, und da gab’s natürlich die heiss ersehnten Galettes au Blé Sarrasin (Pfannkuchen aus Buchweizenmehl). Wir wollten es noch etwas vorsichtig angehen lassen, und so gab es heute mal nur eine klassische Complète mit Schinken, Käse und Ei für mich und eine abgespeckte Variante nur mit Ei für meine etwas wehleidigere Begleitung.

Oh und ich sag Euch, es fiel mir unsagbar schwer, nicht gleich noch weitere Varianten auszuprobieren, derer es unzählige gibt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich hatte noch fast 2 Wochen vor mir, während derer ich mich durch die gesamten Galette-Menükarten der Bretagne futtern konnte. Und genau das würde ich auch tun, dachte ich mir. Himmel dieses Zeug ist so lecker und dabei so einfach zuzubereiten. Warum gibt’s das bloss bei uns nicht?

Hm… und dazu muss natürlich traditionellerweise eine Bolée mit leckerem bretonischen Cidre her. Oder auch gleich ein Pichet (Krug). Aber an meinem ersten Tag hier verstand ich noch nicht genug französisch. Also blieb’s bei der einen Bolée, einer Steinzeugtasse! Ja genau! Vielleicht haben die Leutchen früher ihren Cidre als Tee tarnen wollen oder ähnliches, jedenfalls behaupten die Bretonen heute noch, dass Cidre aus der groben Steinguttasse besser schmeckt. Tatsächlich wird der Cidre niemals im Glas serviert!!! Da hält sich wirklich jeder dran. Und da auch ich das natürlich nicht anders handhaben wollte mit den x Litern Cidre, welche ich nach Hause zu schleppen gedachte, habe ich alle Souvenirshops auf dieser Reise abgeklappert, um mir die schönsten dieser eh recht hübschen Bolées herauszupicken.

Leicht angesäuselt aber guten Mutes ging’s dann weiter auf Entdeckungstour…

Herrlich diese Fachwerkhäuser, oder? Und ich dachte tatsächlich, dass es die nur im Elsass gibt! Und in den Asterix-Heftchen… Und dann dämmerte es mir plötzlich: Ja die Bretagne war irgendwann mal vor vielen Jahrhunderten Heimat der zwei abenteuerlustigsten und zugleich lehrreichsten Comic-Figuren überhaupt: Asterix und Obelix!!! Hier in Vannes selber waren die Spuren der beiden etwas durchgeknallten Gallier nicht wirklich zu erahnen. Nur die uralten Fachwerkhäuser eben erinnerten mich an die unzähligen Abenteuer, welche ich als Kind mit den beiden erleben durfte. Aber immerhin bis ins tiefe Mittelalter zurück reichten die hiesigen noch immer ziemlich üppig vorhandenen Überbleibsel jener dunklen Zeit.

Das Château de l’Hermine selber wurde zwar komplett zerstört und erst im 19. Jahrhundert wieder neu aufgebaut. Trotzdem strahlt die noch völlig intakte Stadtmauer das allgegenwärtige Flair der vergangenen Jahrhunderte aus.

Nachdem wir die prachtvoll verzierten Gartenanlagen des „modernen“ Schlosses gebührend bewundert hatten, zog es mich aber dennoch hinauf auf die uralte und immer noch begehbare Stadtmauer. Nach einigen Umwegen, da keiner von uns das französische Wort für Stadtmauer kannte (les remparts), standen wir dann endlich oben, und konnten den Ausblick nochmal aus einer anderen Perspektive bewundern.

So, und jetzt hatten wir ja nun wirklich brav alle historischen Denkmäler bewundert und schon nervten die Eingeweide bereits wieder. Offenbar vermochte eine Galette Complète nicht wirklich lange komplett zu sättigen, denn der Magen knurrte schon wieder lautstark und unmissverständlich. Nun musste natürlich umgehend Abhilfe geschaffen werden. Und so marschierten wir schnurstracks zum Hafen von Vannes hinunter und kamen dort genau richtig in einem Seafood-Restaurant an. Dieses lag nur wenige Meter neben dem gestrigen Stink-Wurst-Desaster, was uns allerdings nicht den Hunger verderben konnte. Genussvoll haben wir uns dem Verzehr von äusserst leckeren Moules/Frites hingegeben…

Und obwohl die Dinger ebenso schnell abgekühlt waren wie wir bei den frostigen Aussentemperaturen, haben wir unser Mahl wie alle anderen draussen direkt am Hafen genossen.

Nachdem dann unsere Hinterteile doch etwas arg von der Kälte in Mitleidenschaft gezogen worden waren, machten wir uns fix auf den Weg in unser warmes Appartement. Ich weiss ja nicht, wie warm es hier im Sommer ist, aber im September sind die Temperaturen vor allem abends schon recht winterlich… Also bitte warm anziehen… und dann steht einem genussvollen bretonischen Freiluft-Dinner nichts mehr im Wege…

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Eva, Himmel,ich wollte ich wäre 20 Jahre jünger um mir all dies auch anzusehen, herrlich!! Und vor allem auch die sehr gluschtigen Speisen auszuprobieren Montezumas Rache hin oder her! Ich wünsche dir weiterhin viele tolle Reisen. liebe Grüsse
    Maria

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