
Da ich mir in höheren Lagen angenehmere Temperaturen für eine kleine Wanderung erhoffte, und eine liebe Freundin ebenfalls Sehnsucht nach ein wenig Bewegung in der freien Natur verspürte, haben wir uns am vergangenen Freitag gemeinsam auf den Weg gemacht, das Berner Oberland zu erkunden, genauer gesagt, die Umgebung rund um Hasliberg. Das Wetter war uns wohlgesinnt und wir kamen in den Genuss eines herrlichen Tages in den Bergen. Als wir uns langsam unserem Ziel näherten, begann die Schweiz sich zusehends in jenes Bilderbuchland zu verwandeln, wie man es aus Kitschfilmen kennt und wie es sich gerne im Ausland darstellt. Türkisblaue Seen glitzern zwischen tiefgrünen Wiesen und Wäldern hervor, ringsherum erheben sich die Gipfel der Alpen und überall liegen kleine Weiler verstreut. Das hier ist also die Schokoladenseite der Schweiz…
Wir parkten unser Auto bei der Talstation Hasliberg-Reuti, erwarben für CHF 40.– eine 3-Zonen-Tageskarte der Hasliberg-Bahnen und bestiegen eine der Gondeln, die uns hinauf zum Alpen Tower tragen sollte.
Vom Alpen Tower aus startete unsere kleine Wanderung auf dem „Sonnenweg“, der uns über Hääggen nach Käserstatt führte. Hier oben scheint die Welt tatsächlich noch in Ordnung zu sein. Wir genossen die wunderschönen Ausblicke auf die umliegenden Täler und Berge, während wir gemütlich dem stetig leicht abwärtsführenden Höhenweg nach Käserstatt folgten.
Obwohl es Freitag war, begegneten wir vielen anderen Wanderern. Wie voll musste es hier oben an einem Wochenende sein? Trotzdem störten uns die „vielen“ Menschen nicht, denn wir begegneten ausnahmslos äusserst freundlichen und hilfsbereiten Zeitgenossen. Ob die gute Bergluft dafür sorgte, dass hier einfach jedermann so unglaublich freundlich und gut gelaunt war?
Bald waren wir eingetaucht in diese herrliche Bergwelt, nahmen den Duft der Almwiesen wahr und das Gebimmel der Kuhglocken. Die Vielfalt der Pflanzen zog mich genauso in ihren Bann wie die mächtige Energie, die von den majestätischen Berggipfeln auszugehen schien. Hier oben scheint die Realität des Alltags zumindest für Tagestouristen, wie wir es waren, nicht zu existieren. Eine eigenartige Traumwelt umgab uns hier.
Auch ein paar hübsche Exemplare aus der Tierwelt kreuzten unseren Weg. Und alle schienen sie uns freundlich gesinnt zu sein. Zumindest liessen sie sich alle ziemlich ungerührt von uns bestaunen.
Aber trotz all der uns umgebenden Schönheit kann ich hier dieses wundervolle Gefühl der inneren Zufriedenheit nicht finden. Ich gehöre hier nicht hin, meine Seele ist hier nicht zuhause. Ich bin und bleibe hier eine Fremde, die zwar gerne zu Besuch kommt, aber genauso gerne wieder weiterzieht.
Mit schmerzenden Knien und hungrig kamen wir in Käserstatt an, wo wir schnellstens die Sonnenterrasse des Selbstbedienungsrestaurants ansteuerten. Auch hier nur freundliches, aufgestelltes Personal. Da schmeckte das Hähnchenschnitzel mit all den leckeren Salaten doch gleich doppelt so gut. Und die herrliche Aussicht, welche wir zu unserem vorzüglichen Mahl geniessen durften, liess uns bereits von weiteren Abenteuern träumen.
Satt aber müde machten wir uns auf den Rückweg. Wieder ging es per Gondel runter ins Tal nach Hasliberg-Twing. Von hier brachte uns ein Bus nach Hasliberg-Reuti, wo unser Auto auf uns wartete.
Es war ein wunderschöner Tag in der Bergwelt des Berner Oberlandes. Meine Lust auf mehr Erlebnisse dieser Art ist auf jeden Fall geweckt. Als Überbrückung der Wartezeit bis ich wieder in meine Seelenheimat reisen kann, darf diese Bilderbuch-Schweiz gerne herhalten.