Nach zwei faulen Tagen „Zuhause“, eingemummelt in dicke Decken und ständig bemüht, endlich den Jet-Lag aufzuholen sowie ein paar blöde Bauchkäfer loszuwerden, wurde ich langsam unruhig. Es zog mich raus in die Weite der Prärie. Und auf einmal waren mir die prekären Strassenverhältnisse und die Angst vor einem „Ausrutscher“ egal. Ausserdem war für die nächsten zwei Tage ein massiver Schneesturm vorhergesagt worden, was mich ja wieder ans Haus fesseln würde. Also riss ich mich zusammen, versorgte meine Angst in der hintersten Ecke meines Bewusstseins und machte mich auf zum Madison Buffalo Jump State Park. Ich habe schon auf meinem letzten Montana-Trip einen Buffalo Jump besucht und die von diesem Ort ausgehende kraftvolle Energie in mich aufgesogen. Nur die verflixten Schlangen haben mir damals den Genuss versaut. Dieser Buffalo Jump hier, war nur ca. 30 Minuten Autofahrt von meinem Apartment entfernt. Soweit müsste ich es doch auch auf diesen verschneiten Strassen schaffen, ohne irgendwo eine grössere Schweinerei zu veranstalten. Und Yippiie… Schlangen würde es zu dieser Jahreszeit auch keine zu fürchten geben. Also los geht’s!!!

Dann habe ich erstmal meine schicke Karre eine Stunde lang von den Schneemassen befreit. Und schon habe ich mir wieder überlegt, vielleicht doch lieber umzuplanen und mich wieder still und leise in meine warme heimelige Höhle zurückzuschleichen. Nichts da! Los jetzt! schimpfte mich meine innere Stimme aus, und dann sass ich in meinem Toyota RAV 4 und schlitterte völlig verkrampft und leicht panisch vom riesigen Parkplatz vor meiner Hütte auf die Strasse zu. Ich gewöhnte mich aber bald an das etwas eigenartige Gefühl, sich wie auf Eiern zu bewegen, und hielt mich strikte an die Ratschläge meines vormaligen Super-Gastgebers. Laaaaangsam fahren, nicht auf die Bremsen steigen, sondern langsam Gas wegnehmen, keine abrupten Richtungswechsel und dann klappt das!!! Ha ja genau!!! Ach und noch was: einfach so weitermachen, auch wenn dich alle anderen überholen. Also ich weiss nicht, wieviele Montanaer oder wie man die nennt, ich in den Wahnsinn getrieben habe mit meinem Fahrstil, bis ich endlich allein auf weiter Flur völlig relaxt und glückselig durch die Prärie gondeln konnte. Ich hab sie alle einfach ignoriert, bis keiner mehr da war, der mich genervt überholten konnte. Hey, ich kann jetzt auch auf Schnee fahren, und das ganz ohne Crash-Kurs!!! Ich entspannte mich bald soweit, dass ich tatsächlich begann meine Umgebung wahrzunehmen und dann auch endlich zu geniessen.

Kurz vor dem Madison Buffalo Jump State Park wurde ich dann doch noch mal skeptisch, denn der Schnee lag hier ziemlich hoch, und ich rutschte nur noch hin und her, kam aber kaum mehr vorwärts. Dann sah ich aber auf dem eigentlich nicht zu sehenden Parkplatz des State Parks noch einen anderen Wagen stehen, und dachte mir, wenn der da rauf kommt, schaff ich das auch – et voilà! Ich parkte meinen Schlitten neben dem anderen Auto, stieg aus und wollte schon losdüsen, als mir die dicken Schneeklötze zwischen Reifen und Kotflügel auffielen. Wenn die jetzt festfrieren, komm ich nachher nicht mehr hier weg, oder? Also schnell alles weggeputzt, und dann konnte ich mich endlich der wunderbar friedlich vor mir liegenden Natur zuwenden.

Oh wie still es hier war. Nur der Wind raschelte durch die aus dem Schnee ragenden Prärie-Grasbüschel und zwischendurch hörte ich Krähen krächzen, aber ansonsten einfach nichts… Wow!!! Ganz alleine hier zu sein, die Weite um mich herum zu sehen und zu spüren, die Stille in mich aufzunehmen und mich auf einmal wieder eins zu fühlen mit meiner Seelenheimat, war das umwerfendste Gefühl überhaupt. Ich musste unbedingt mehr davon haben.





Überall um mich herum waren Tierspuren zu sehen. Ach könnte ich diese doch bloss lesen, denn von den Viechern selbst war weit und breit nichts zu sehen. Trotzdem wusste ich, dass sie alle da waren und mich wahrscheinlich sehr wohl wahrnahmen. Was für ein unglaublich mystisches Gefühl…




Ich traute mich heute nur bis zur Interpretive Plaza hinauf. Den Weg weiter hinauf hätte ich unter all dem Schnee wohl eh nicht gefunden. Aber das reichte völlig, um die Magie und die Kraft dieses historischen Ortes spüren zu können. Viele Tausende von Jahren, haben die Ureinwohner Amerikas diesen Ort zur Jagd genutzt. Irgendwie ist die Energie von damals immer noch zu spüren, obwohl hier heute nur friedliche Stille und wunderbare Ruhe herrscht.









Als der Himmel immer dunkler wurde und dichte Schneewolken sich über mir zusammenzogen, musste ich mich wohl oder übel wieder auf den Rückweg machen. Ich wollte nicht mitten im dichtesten Schneegestöber irgendwo im Nirgendwo stecken bleiben.





Zum Nachtessen gönnte ich mir an jenem Abend eine dicke Asia-Suppe mit Reisnudeln, Shrimps, Knoblauch, Ingwer und viel viel Chili. Ich brauchte was zum Aufwärmen und zur Stärkung für die zu erwartenden Schneemassen und Minustemperaturen…



Eva, ich bi immer wieder begeisteret vo dini wunderschöne Bilder. Eifach herrlich und du schriebsch immer so schön. Mi berührt das richtig, do bikumm ich immer Huehnerhut. Me spürt richtig, wie du dört deheime bisch, das isch unglaublich…hän dini Vorfahre dort gläbt???
Wie lang bisch no dört, oder bisch wieder deheime.
E liebs Griessli vo dr
Martha 🙂
Danggschön Martha, i wünscht i könnt für immer do bliebe, und irgendwenn krieg i das au ane, aber jetzt darf i emol no ganzi 3 Täg do gniesse und denn muess i mi wieder uf e Heimwäg mache…
Liebs Grüessli
Eva
Eigentlich bin ich ja nicht so der ArschabfrierBärenfellKaminLonsomeCowboy-Typ, aber bei Betrachtung der Bilder kommt schon der Wunsch auf, dies einmal live zu erleben.
Süffig geschrieben, untermalt mit ausdruckstarken Fotos: macht Lust auf mehr!
Helmi
Oh wow!!! Vielen Dank für die Blumen! Es lag ja schon in meiner Absicht, den einen oder anderen Betrachter zu verführen, in meine Traumwelt abzutauchen, aber dass ich gerade Dich Mr. SuperCool dazu kriegen würde, habe ich nicht erwartet. Deine Lust auf mehr wird bald gestillt! ?
Merci vielmol
Eva