Montana – zurück in meiner Seelenheimat…

Endlich ist es soweit: ich bin wieder hier! In meiner Seelenheimat! In der Prärie! In Montana! Ich freue mich so sehr darauf, endlich meine hier verlorene Seele wieder einsammeln zu können.

In London, wo ich wieder umsteigen musste, zog sich die Warterei ins Endlose, da dank des hohen „Weihnachtsverkehrs“ unzählige Flieger Schlange standen, um endlich Gas geben und abheben zu können. Wir starteten dann schliesslich mit 2 Stunden Verspätung und tauchten gleich ins unendliche Dunkel des ständig trüben Winterhimmels ein. Dass ich dieses Mal genau über dem Flügel sass und überhaupt nichts ausser diesem monströsen Ding sehen konnte, störte mich nicht lange, da es auch ohne Flügel nichts zu sehen gab.

Eigentlich sollte das ja ein Tagesflug sein, aber ich hatte vergessen, dass auf der Nordroute, die der Flieger nach Seattle einschlug, zu dieser Jahreszeit die Sonne kaum bis gar nicht über den Horizont lugte. Und so flogen wir durch ewig scheinende Dunkelheit und kamen auch im Dunkeln in Seattle an.

Dieses Mal ging es ausgesprochen schnell durch die Immigration Control. Die haben überall unzählige Automaten aufgestellt, wo man selbst seinen Pass einlesen darf, nett in die Kamera lächeln und auch gleich seine Fingerabdrücke hinterlassen kann. Wow! 5 Minuten später hatte ich meine mit meinem Selfie bestückte „Einreisequittung“ in Händen und stand an fünfter Stelle in der eigentlich sehr kurzen Schlange vor den Immigration Officers. Von diesen netten Damen und Herren muss man sich allerdings  immer noch dumme Fragen gefallen lassen. Dieses Mal musste ich erklären, was ich in Montana wollte. Dort gibt’s doch gar nichts für Touristen. Ob ich nicht doch geschäftlich oder anderweitig unterwegs sei. Nein, bestimmt nicht, bekräftigte ich. Ich will den Yellowstone-Park im Winter sehen. Ach ja? Der Yellowstone NP ist doch gar nicht in Montana. Jetzt wurde es mir richtig mulmig… Ich erklärte der Tante kleinlaut die Geographie ihres Landes und sah mich schon in Handschellen abgeführt und in den nächsten Flieger zurück gesteckt… Sie runzelte schlecht gelaunt die Stirn und dann plötzlich hellte sich ihre Miene auf und sie meinte, ach ja stimmt… enjoy your trip…

Mir ist ja schon bewusst, dass die Damen und Herren der Immigration Control darauf getrimmt werden, Einreisende aus dem Konzept zu bringen, damit sich die Bösen verraten. Und eigentlich sollte mich das mitunter recht aggressive Getue der Herrschaften doch kalt lassen, denn ich bin ja nicht böse. Eigentlich. Oder? Trotzdem schaffen die es jedesmal wieder, mich total zu verunsichern… Jänu… was soll’s… ich bin wieder mal drin im Reiseland meiner Träume.

1 Stunde nach Ankunft in Seattle war ich tatsächlich schon im Hotel Crowne Plaza Seattle Airport. Nett neutral, und super günstig im Vergleich zu sämtlichen City-Hotels.

Ich gönnte mir ein leckeres Abendessen per Room Service und driftete dann schnell ab ins Reich der Träume.

Am nächsten Morgen, ich hatte es mit etlichen Unterbrüchen auf insgesamt 6 Stunden Schlaf gebracht, ging’s dann weiter mit Delta Airlines nach Bozeman. Oh, wie sehr freute ich mich, meine Seelenheimat wiederzusehen.

In Seattle, der niederschlagsreichsten Stadt der USA regnete es seit meiner Ankunft ununterbrochen. Die Temperaturen lagen so um die 2 – 5°C und ich fühlte mich fast wie zuhause. Hier herrscht exakt das selbe Schmuddelwetter. Gespannt sass ich im Flieger, der auf seine Startfreigabe wartete. Bald würde ich laut Wetter-App Schnee anstelle des Regens bestaunen dürfen.

Die Stewardess, (nennt man die heute noch so?) trug Weihnachtskugeln als Ohrschmuck, wünschte jedem Merry Christmas und dann ging’s los. 1 Stunde und 6 Minuten trennten mich noch von meinem Paradies. Ruhig glitten wir über den Wolken in gleissendem Sonnenlicht dahin. Und dann wurde schon der Sinkflug angekündigt. Ich war ja so voller Vorfreude und so gespannt was mich erwarten würde. Wir brachen durch die Wolkendecke, und eigentlich hätte da jetzt langsam was zu sehen sein müssen, aber vor dem Fenster blieb alles neblig weiss. Ich hatte ja gewusst, dass Schneefall angesagt war, aber ich hatte auch so meine Zweifel, denn zuhause log die Wetter-App, dass sich die Balken bogen. Nun hier schien auch sie sich zuhause zu fühlen, denn das da draussen war kein Nebel sondern dichtes Schneetreiben, so dicht, dass absolut nichts zu sehen war bis wir schon kurz über dem Boden waren.

Ich war ziemlich beeindruckt und erwartete eigentlich jetzt irgendeine Durchsage, die uns Passagiere auf eine etwas unsanfte Landung vorbereiten würde. Aber es erklang nur das übliche „Cabin crew, please prepare for landing“ und eine Landebahn war noch immer nicht in Sicht.

Dann setze der Flieger auf, veranstaltete einen Riesenlärm und rumpelte ziemlich ruppig über eine immer noch nicht sichtbare Landebahn und kam schliesslich wie selbstverständlich zum Stillstand. Himmel noch mal, bei uns schliessen die den gesamten Flughafen, wenn ein bisschen Schnee vom Himmel fällt und hier wird der Schnee einfach ignoriert. Er wird nicht mal weggeräumt. Die Landebahn war mit festgepacktem Schnee bedeckt und da drauf war der Flieger sicher gelandet. Awesome!!!

Schnell stieg ich aus, packte im Vorbeigehen meinen Koffer und steuerte auf den „National“-Schalter zu, um mein Auto in Empfang zu nehmen. Und schon stapfte ich durch dichtes Schneegestöber über den schneebedeckten Parkplatz und suchte mein Vehikel, was sich nicht ganz einfach gestaltete, denn auch alle Mietwagen waren mit ca. 15 cm Schnee bedeckt und konnten nicht so ohne weiteres identifiziert werden. Trotzdem fand ich meinen schicken silberfarbenen Toyota RAV 4, schmiss meinen Koffer hinten rein und versuchte die Karre dann vom Schnee zu befreien. Das ging eigentlich ganz einfach, denn der Schnee war staubtrocken und flog in adretten Wölkchen davon, sobald ich mit dem mitgelieferten Besen darüberfegte. Nur als ich an der Fahrerseite wieder angekommen war, konnte ich wieder von vorne anfangen. Schon wieder lag eine dicke Schicht Schnee auf dem Wagen. Und ich war ebenfalls von oben bis unten eingedeckt mit dem heiss ersehnten Winterzauber. Ich beschloss, mich einfach hinters Steuer zu klemmen und loszufahren, der Schnee würde bestimmt von selber vom Wagen gefegt, sobald ich in Bewegung käme. Und so war es dann auch. Ich benötigte nicht einmal die Scheibenwischer. Aber schon bald war ich vor ein weiteres Problem gestellt. Ich sah nichts! Wirklich nichts! Nur weiss!!! Pures undurchdringliches dichtes Weiss!!! Wo war die Strasse, wo die Felder… Dummerweise befand sich niemand vor mir, dem ich einfach folgen konnte. Dafür waren aber mehrere wohl ebenso verwirrte Autofahrer hinter mir, die geduldig warteten, bis ich meinen Weg durch das unendliche Weiss gefunden hatte. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf mein Navi zu verlassen. Angestrengt versuchte ich den blauen Pfeil auf der pinken Strasse zu lassen und hoffte, dass das Ding tatsächlich funktionierte und ich nicht irgendwo in einem zugeschneiten Loch versank. Endlich kam ich auf eine mehr befahrene Strasse, wo die verdreckte Fahrspur dann deutlich sichtbar war und ich meinen Blindflug beenden konnte. Als erstes ging es dann wieder zum nächsten Albertsons, um mich mit Lebensmitteln einzudecken und dann ging’s endlich in Richtung meines neuen Zuhauses. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden, aber die Sicht war dadurch eigentlich besser, da ich jetzt mit den Autoscheinwerfern die Strecke in Fahrtrichtung ausleuchten konnte. Und 5 Minuten später war ich da!!!

Ich richtete mich schnell häuslich ein, packte aus und machte es mir dann gemütlich. Ich habe hier ein wirklich schnuckeliges kleines Apartment mit herrlicher Aussicht auf einen im Moment zugefrorenen Weiher  ergattert. Da es draussen nicht mehr viel zu sehen gab, hab ich eben drinnen ein paar der sehr netten Details festgehalten

Wow! Hier würde ich mich wohlfühlen.

Völlig geschafft fiel ich in dieser Nacht in die Kissen und schlief in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag ein…

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