
Nach einem Boxenstop in meiner Wohnung in Belgrade, den ich zum Wäschewaschen und Kofferpacken nutzte, machte ich mich auf den Weg nach Pray im Paradise Valley. Hier hatte ich über Airbnb ein süsses kleines Apartment für die nächsten drei Nächte gebucht, um ein wenig näher an den Yellowstone National Park heranzukommen. Da die Strassen immer noch teilweise vereist waren, benötigte ich für die Strecke von Belgrade bis nach Pray fast 2 Stunden. Aber das war mir egal. Ich genoss es so richtig, endlich mal langsam und gemächlich durch die Gegend gondeln zu dürfen, denn so bekam ich viel mehr von meiner Umgebung mit.
Auf der I-89 Richtung Süden musste ich dann wieder etwas Gas geben, da die Strasse frei von Schnee und Eis war, und hinter mir einige Ungeduldige nicht zu drängeln aufhören wollten. Aber die unzähligen totgefahrenen Rehe am Strassenrand liessen mich umgehend wieder abbremsen. Der Anblick dieser armen Seelen war mir unerträglich. Und so versuchte ich stur an ihnen vorbeizuschauen, was mir allerdings nicht so recht gelingen wollte. Denn wieder taten sich an jedem Kadaver alle möglichen Räuber gütlich. Auf einem der Opfer sassen sogar zwei riesige Weisskopfseeadler. Wow! Das Wappentier der USA erschien mir hier gleich doppelt. Zum Glück durfte ich bald auf eine wiederum tief verschneite Nebenstrasse abbiegen, wo ich wieder alles langsamer und ruhiger angehen durfte und wo mich keine totgefahrenen Tiere aus dem Strassengraben hervor beobachteten.
Immer tiefer führte mich der Weg in die Wildnis… Häuser waren hier weit und breit bald keine mehr zu sehen.
Und als es langsam zu dämmern begann und die herrliche Landschaft um mich herum in ein wunderbar romantisches Licht getaucht wurde, erschienen wieder vereinzelte Zeichen der Zivilisation am Horizont.
Und dann plötzlich lag meine neue Unterkunft imposant und leicht verwunschen vor mir.
Ich musste vor lauter Staunen mitten auf der Strasse stehen geblieben sein, denn plötzlich stand ein roter Pick-up vor mir, dessen Fahrer in Richtung meiner Unterkunft zeigte. Ich fuhr also wieder los und bog in die Einfahrt zu dem ungewöhnlichen Bau ein. Der Pick-up folgte mir und parkte gleich neben mir. Heraus sprang ein älterer Mann, der sich mir als Freund der Gastgeberfamilie vorstellte und mir gleich mein gebuchtes Apartment zeigen wollte. Auf meine Bitte hin, doch erst meine Gastgeber treffen zu dürfen, verschwand er im Haupthaus. Bald darauf erschien er wieder mit der Dame des Hauses im Schlepptau. Staunend und völlig begeistert liess ich mir dann von Derrilynn mein luxuriöses Gemach zeigen.
Nachdem ich mich häuslich niedergelassen und meinen Kram im ganzen Studio verteilt hatte, lief ich noch einmal die Treppe runter und hinaus zum Auto, um die zuvor im Albertsons in Livingston besorgten Lebensmittel zu verstauen. Als ich beladen mit all den Tüten und Taschen wieder hinauf in meine Wohnung wollte, stürzte sich eine kleine getigerte Katze freudig auf mich. Sie strich nicht wie jede andere Katze dies tun würde sanft meinen Beinen entlang, sondern rempelte mich richtiggehend an. Immer wieder knallte sie mir ihren kleinen Kopf gegen die Beine und liess sich dann auffordernd zu meinen Füssen auf den Boden plumpsen. Ich stellte also alles hin, um meine Hände frei zu haben, und schenkte meine ganze Aufmerksamkeit dieser unglaublich aufdringlichen Katze. Sofort wurde ich stürmisch beschmust, immer wieder angerempelt und mit den überwältigendsten Liebesbezeugungen eingedeckt, die man sich von einer Katze vorstellen kann. Derrilynn stellte mir dieses liebeshungrige kleine Energiebündel als Miss Hillary vor, und schon spazierte die kleine Miss vergnügt die Treppe zu meiner Wohnung hoch. Ich sollte sie einfach wieder rausschmeissen, wenn es mir zu bunt würde… Tja nun hatte ich also eine Mitbewohnerin, die auch noch gleich damit begann, meine Bude auf den Kopf zu stellen. Sie stieg überall hinauf, sprang über Tisch und Stühle, kletterte in der Küchenzeile umher und versuchte dort meine zum Auftauen bereitgestellten Shrimps zu stibitzen. Zwischendurch düste sie immer wieder zu mir und überschüttete mich mit Schmuseeinheiten. Sie sprang aufs Bett, schmiss sich dort der Länge nach hin, nur um ein paar Sekunden später wieder aufzuspringen und erneut auf Entdeckungstour zu gehen. Ich folgte diesem frechen Schlitzohr überall hin, wusste ich doch nicht, was sie im Schilde führte.
Als sie sich dann irgendwann in der Waschschüssel meines kleinen Badezimmers niederliess und dort geruhte zu verbleiben, machte ich mich endlich an die Zubereitung meines Abendessens. Wiedermal ein leckeres Nudelsüppchen mit Shrimps und Gemüse…
Später am Abend brachte ich noch ein herrlich wärmendes Feuer im Kamin in Gang und machte es mir mit einem Glas Wein und meiner Lieblingslektüre auf dem riesigen Bett bequem…
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde es draussen bereits hell, und mein Blick fiel auf eine vorbeiziehende Herde Wapiti-Hirsche.
Direkt unter meinem Schlafzimmerfenster knabberten Rehe die kleinen Tannen an, wohl weil dies das einzige für sie zu erreichende Grün darstellte. Was für eine Idylle…
Eigentlich könnte ich doch gleich hier bleiben und von meinem Schlafzimmerfenster aus die mich umgebende Wildnis beobachten. Trotzdem packte ich mich schnell in all meine wärmenden Schichten ein und machte mich auf den Weg zum Yellowstone National Park…
Hallo Eva
Jööö isch das e härzigi Katz, soo goldig :).
Bisch du wieder in de Ferie???
Ganz liebi Griessli vo dr Martha
Sali Martha
Nei, immer no aber nur in Gedanke ?… leider…
Liebs Grüessli
Eva